Samstag, November 25, 2006

Tagebuch einer Türkei"reise" vor 80 Jahren oder




"Erinnerungen an die Auswanderung in die Türkei, Asia.“

Das Tagebuch sind Erinnerungen meines Vaters an seine „Auswanderung“ zusammen mit einigen Freunden in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts. (Mein Vater heiratete mit 50 und ist 1906 geboren.)
Es ist kein Reisebericht im üblichen Sinn und bei den Aufzeichnungen wurde sicher nicht daran gedacht, dass sie einmal „veröffentlicht“ werden könnten. Es sind also persönliche Notizen einer Reise in die Türkei mit einer kleinen Gruppe aus Vorarlberg im Frühjahr 1926.
Und es war keine Touristengruppe sondern Arbeit suchende junge Männer. Mein Vater war noch keine 20 Jahre alt, sein Freund Leo war 21 als er am 20. Juni bei einem Unfall in Amasia ums Leben kam. Leo war wohl einer der ganz wenigen aus der Gruppe die eine Arbeit fanden.
Du findest keine tiefsinnige Gedanken eines Intellektuellen zu Kultur und Gesellschaft und touristische Sehenswürdigkeiten sind mit Ausnahme von Wien nicht mal erwähnt.
Ich habe zu Lebzeiten meines Vaters (gest. 1981) nichts von diesem Tagebuch gewusst. Obwohl ich mit 18 Jahren (also als mein Vater noch gelebt hat) in die Türkei gereist bin und natürlich auch in Istanbul war habe ich kaum etwas von seiner Zeit in Konstantinopel erfahren. Obwohl er sehr interessiert war wo ich in Istanbul war und was ich gesehen hatte wollte er von seinen Erlebnissen damals nicht erzählen. Nachdem ich das Tagebuch kenne verstehe ich es ein wenig. Zu sehr hat unser Vater in seiner Erziehung vermitteln wollen, dass das Glück auf der Seite des Tüchtigen ist. Diese erfolglose und demütigende Zeit passten da nicht dazu. Interesse und auch Begeisterung für „Konstantinopel“ konnte er aber nicht ganz verbergen.
Wegen ihrem literarischen Wert musst du diese Aufzeichnungen wohl nicht unbedingt lesen aber vielleicht findest du sie doch interessant. Mir gefallen sie jedenfalls, aber sie sind ja auch von meinem Vater.
Ein ungewöhnlicher Zeitzeuge sind sie sicher. Oder hast du gewusst, dass es schon einmal eine Zeit gegeben hat wo Österreicher in der Türkei Arbeit gesucht haben?
Ich habe fast alles, inklusive teils ungewöhnlicher Rechtschreibung, Satzbau und Ausdruckweise (mein Vater besuchte nur die Grundschule) gelassen wie es handgeschrieben steht. Oft hat mein Vater umgangssprachlich geschrieben, wie es für persönliche Erinnerungsnotizen ja normal ist. Ich habe auch kein offensichtlich vergessenes oder ausgelassenes Wort ergänzt.
Absolut konsequent war ich aber nicht. Das betrifft besonders die S-, manchmal auch die Groß- u. Kleinschreibung. Die Verben (unterhaltete statt unterhielt, waschte statt wusch usw.) habe ich manchmal aber nicht immer geändert. Da wir im Dialekt die Mitvergangenheit nicht verwenden hatte mein Vater wohl wenig Übung und vielleicht seine Schwierigkeiten damit, vielleicht gibt es auch eine andere Erklärung dafür.
Sonst habe ich im Text aber keine Änderungen gemacht, weder ausgelassen noch eingefügt. Auch wenn ich dachte, dass es ein Schreibfehler ist oder der Satz so nicht verständlich ist.
Beispiel: Bis heute habe ich die Hoffnung nicht aufgegeben aber mich zwingt es dazu bevor in die Steuern hineinfalle.
Eine Besonderheit ist auch das Wörtchen „sich“ im Tagebuch. Manchmal steht es statt „uns“. Ein Beispiel: Auf einem Türkischen Friedhof legten wir sich nieder.
Hinter ein Wort oder Zeichen, das ich möglicherweise nicht richtig entziffert habe (obwohl die Handschrift sonst gut lesbar ist) habe ich ein Fragezeichen gesetzt. Oder ich habe das nicht eindeutig lesbare Wort (oder Wortteil) durch ein Fragezeichen ersetzt. Im Tagebuch gibt es absolut keine Absätze, ein Wort steht nach dem andern. Wegen der leichteren Lesbarkeit am Bildschirm habe ich aber sehr viele gemacht.
Es gibt auch noch die ersten 4 Seiten von einem Brief, den mein Vater am 18. April nach Hause geschrieben hat. Die restlichen Seiten gibt es leider nicht mehr. Wenn du ihn lesen möchtest klicke bitte hier.
Bist du interessiert oder neugierig? Hier ist der Anfang von 45 handgeschrieben Seiten der „Erinnerungen“:

Erinnerungen an die Auswanderung an die Türkei, Asia.
Abschied in der Heimat.
Am 5. April gestern allgemeine Abschiedfeier in Klösterle z. Gasthaus Löwen. Zur Auswanderung waren Gebhard Burtscher, Hans Stockinger, Peter Canal die sich von folgenden Freunden und Freundinnen verabschiedeten wie folgt; Leu Fr.?, Salzgeber .?, Stefan Mathis, Heinrich Gassner, Echinta? Freiner?, Andreas Haller, Stemmer Gebhard, Ernst Schöpf, Karl Burtscher, Erhart Richard, Edmund Tschohl, Salzgeber Keetus?, Walch Othmar, Hauser Guntram, Lingg Karl, Hans Fritz, Peppi Kindsberger, Neururer Alois, Erhart Quido, Josef Tschohl. Von der Damenwelt waren vertreten: Linda Neururer, Agnes Neururer, Fridolina Neururer.
Alle diejenigen haben sich bei der Abschiedsfeier köstlich unterhalten und es wird jedem dieser Abend als Jugenderinnerung sein. Als die Mitternachtstunde vorüber war verabschiedeten sich die Damen von uns und ich begleitete mein Fahrfreund H. St., meine Liebe und die zwei Schwestern nach Hause. Als wir am Ziel angelangt waren nahm ich mit einem herzlichen Gute Nacht Abschied. Zu Hause angelangt traf ich alle meine Freunde in guter Stimmung an; wir sangen noch ein paar Abschiedslieder und nahmen Abschied von den Freunden.
Als die Morgenstunde heranbrach stand ich mit frohem Gemüt auf, frühstückte, sodann kam mein Fahrfreund G. Burtscher und wir nahmen in den Morgenstunden Abschied von Bekannten.
Die Mittagstunde brach heran und ich musste Abschied nehmen vom Elternhaus, was mir sehr zu Herzen ging. Nun so ging es mit schwerem Schritte von der Heimat und mein Vater und Geschwister begleiteten mich zum Bahnhof. Bei der gut bekannten Familie Neururer nahmen wir noch Abschied und meine Liebe und seine Schwester Linda begleiteten uns zum Bahnhof. Wir hatten 1 Stunde noch Zeit zur Abfahrt und unterhielten uns auf der Bahnrestauration sehr gemütlich. Die Stunde hat geschlagen und ich musste von den(r?) teuersten Abschied nehmen. Mit klopfendem Herzen drückte ich meine Hand meinen Geschwistern und Bekannten.
Die Räder des Zuges rollten schon dahin und meine letzten Grüße sende ich noch dem Alpenland und seinen Bewohnern zu. Ich versuchte in mir sofort Zerstreuung und unterhaltete mich mit einer Schachpartie mit Herrn Leo Gassner. Mein Vater und Arnold Walser begleiten uns bis Innsbruck. Dort nahm ich Abschied vom Vater und Arnold Walser.
Alsbald ging es wieder dahin mit uns. Nach Innsbruck bekam mein Auge ein neues Gesichtsfeld und ich betrachtete die Natur bis zur Abenddämmerung. Als die Uhr 11 h schlug kamen wir in Salzburg an. Dort heißt es umsteigen und dazu noch 1 ½ St. Aufenthalt. Der Bahnhof ist wirklich prachtvoll und bis ich alles ins Auge genommen habe verging schon die halbe Zeit. Wir stärkten uns noch auf der Restauration und sobald ging es wieder weiter. Aber leider der Zug war so überfüllt so dass wir einige Zeit stehen mussten. Endlich konnte ich mich niedersitzen und war so müde so dass ich bald einschlummerte.
Die Morgenstunden brachen heran und ich begab mich zum Fenster mein Auge sah nun eine weite Ebene und ich beneide schon die Alpenwelt. Aber was romantisches, entzückendes, unbeschreibbar hab ich gesehen, den Sonnenaufgang. Sie ist wie aus dem Boden herauf so blutrot als möchte sie mir was zum Herzen legen. Es freute mich sehr dass mein Augenlicht so was romantisches zu sich nehmen kann. Und doch ging es mir zu Herzen. Alte Erinnerungen wachten in mir auf und meine Gedanken flogen der Heimat zu.
Endlich kam Wien heran. Mit Freuden brachen wir auf, nahmen das Gepäck und ließen es durch einen Fiaker zum Ostbahnhof führen. Hans St. und meine Wenigkeit fuhren mit ich setze mich neben den Fiaker und Hans sollte das Gepäck hüten. So ging es durch Straßen und Gassen dahin und ich bewunderte die Paläste Wiens und den Verkehr. Auf einmal rufte es, da schaut`s amal den Steyrer an, jetzt sitzt er auf dem Gepäck und verliert die Decken dabei. Ja, ja das gleicht ama Steyrer und ich wurde fast krank vor lauter Lachen.
Das war die erste Katastrophe in Wien. Am Ostbahnhof angelangt so übergab ich die Gepäcke und verließ den Bahnhof. Es war ein Zufall und wir trafen den Seipel an. Wir nahmen sogleich ein Auto und fahren dem Auswanderungsamte zu. Dort glücklich gelandet. Der Portier gab uns kund, dass das Amt um 10 h geöffnet wird.
Wir hatten nun zwei Stunden noch Zeit und begaben uns zum Stefansdom. Unser Augenlicht bewundert das Werk von Deudtschem Fleiß und Arbeit, denn es ist wirklich was prachtvolles das Herz aus Wien. Nun wir lösten eine Karte und bestiegen den Dom. Ich zählte 340? Staffeln bis zum Aussichtspunkt, dort angelangt und unsere Augen nahmen das ganze Feld der Stadt ein und mit recht können wir Österreicher Wien zur Hauptstadt nennen.
Von dort ging es wieder weiter und mein Magen brummt schon. In der Herrengasse IV. Bezirk speisen wir in einem bürgerlichen Gasthaus das Mittagmahl.
Es war vollbracht und wir begaben uns nach Schönbrunn. Wir verbrachten den ganzen Nachmittag dorten bei den Tieren die aus allen Weltgegenden stammten. Zum sehen war natürlich alles was nur ein Menschenherz verlangen kann.
In Geflügel war eine besondere große Auswahl und ich dachte mir im stillen sakra könnt ich nur so a Vögerl mitnehmen. So ging es immer weiter und aus jeder Abteilung hätt ich gern a so Tierl gern in die Taschen gnommen. Mit der Zeit langten wir bei den Affen an und mit lachendem Herzen schaute ich diesen zu, es war wirklich lächerlich wie sich diese herumstreiten und ich musste mich krank lachen.
So ging Käfig für Käfig und wir kamen zu zwei Nilpferden. Das ist ein grausliches Tier man muss sich beinahe fürchten dass man net erschluckt wird. Die Abenddämmerung brach heran und wir mussten leider schon Abschied nehmen von Schönbrunn.
Eine Straßenbahn bestiegen wir und es ging der Widnerhauptsraßen zu Hotel zum goldenen Lamm wo wir unsere Zimmer bestellt haben. Von der Fahrt und vom herumgaukeln war ich sehr müde und mein Fahrkollege Rauch und ich begaben uns zu Ruhe.
Die Morgenstunden brachen heran und wir richteten uns zum Frühstücken. Als dieses vollendet war begaben wir uns zu den Kollegen die alle im besten Schlummer waren. Nun wir machten keine Störung und schritten dem Verkehrsbüro zu und nahmen verschiedene Auskünfte ein und traten den Rückweg nach Hause an, gaben ihnen Kund dass wir noch zwei Tage hier bleiben müssen. Ich verblieb bis zum Mittagessen in meinem Zimmer.
Nach dem Mittagmahl begaben wir unser zehn Mann in die Katakomben die sich unter dem Stefansdome befinden. Es ist da unten sehr unheimlich, denn es sind Gerippe, Totenköpfe u.d.gl. massenhaft aufgescheitert. Wenn einer sich da unten verirrt der kommt um keinen Preis mehr herauf.
Man ersieht heute noch in den Gängen die sogenannten Grabrutschen die zur Beförderung von Särgen für den Mittelstand dienten. Das war nun die letzte Fahrt für einen Arbeitsmann. Der Führer hat uns beinahe alles erklärt und gezeigt und wir traten unter Fackelbeleuchtung aus den Katakomben heraus. Also unterm ganzen Stefansdome befinden sich Katakomben.
Die Witterung war nicht schön und wir schritten heimwärts. Dort angelangt und ich befriedigte mein Magen. Die Abenddämmerung brach heran und wir richteten uns auf einen Spaziergang und betrachten Wien bei Nacht. Mein Freund Hans konnte leider nicht mitgehen, denn er war einer leichten Verkühlung unterworfen. Mein Freund Gebhard und ich promenierten die Straßen entlang und bewunderten die Beleuchtung Wiens und die belebten Straßen.
Wir wurden aber gleich von Pupperln angehalten und wir sollten ihrem Schritte folgen. Wir gaben uns in das Gespräch hinein und schritten des Weges weiter. Die Wiener Madeln habens gleich erblickt dass wir uns mit ihnen nur spielten und sie verlassen uns zum Glück. Nun wir spazieren weiter und auf a mal ruft es wieder Sie Sie mit der Feder gehen`s mit mir. Ich schaute ihnen ganz freundlich in die Augen und sie waren schon ganz überströmt vor Freude und glaubten jetzt kriegens wieder an dran v. Ländle, aber leider sie bemühten sich umsonst.
Mir wurde es zu dumm und mit schnellem Schritte folgte ich heimwärts zu und legte mich zur Ruhe. Denn ich war immer so müde bis zum Abend so dass ich bald einschlummerte.
Der dritte Tag brach heran und die Sonn lacht uns schon ins Zimmer und mit Freuden stand ich auf, richtete mich her zum Ausgang sodann frühstückte ich. Das vollendet so traten mein Fahrkollege Rauch und ich ein Drambai und fuhren in der Stadt herum bis es Mittag wurde.
Nach dem Mittagmahl verließ mich Rauch und mein Freund Hans und ich besteigen ein Drambei und es geht dem Prater-Stern zu. Dort glücklich gelandet verlassen wir die Straßenbahn und mit großen Augen besichtigten wir die Vergnügungspärke. Bei jeder Bude blieben wir stehen und mit vielen streiten und manchen ? wurden wir los.
Auf den Straßen wimmelte es wie auf einem Ameisenhaufen. Nun ging es weiter bis wir endlich vor das Anatomische Museum kamen.
Es interessierte uns sehr, so dass wir zwei Karten lösten. Nun so ging es hinein aber da riss ich erst die Augen auf. Denn es ist ein Museum über alle Geschlechtskrankheiten, Operationen, Geburten u.s.w. Bei den Geburten fing es an und ich betrachtete alles genau. Es kamen Stellen wo es mich wirklich grauste. Mit der Zeit kam der Leiter des Museums herein und erklärte uns das weibliche Geschlecht von Kopf bis Fuß. Die Hälfte des Körpers hat er erklärt und mich griff es wirklich so an dass mir augenblicklich schlecht wurde und der Leiter musste mich hinaus führen an die frische Luft. Nach einiger Zeit wurde es mir besser und mich bewunderte es da dass ich wieder hinein ging. Zum Sehen ist wirklich alles vom unentwickelten Kind (Embryo) bis zum ältesten Alter.
Menschenrassen aus allen Weltgegenden. Also mit einem Wort gesagt es ist für jedermann nützlich der das Museum besucht. Und es wird mir stets eine Warnung bleiben für den weiblichen Geschlechtsteil wer diese Krankheiten ins Auge gefasst habe.
So verlassen wir das Museum und wir näherten uns dem Riesenrad. Das bestiegen wir und es ging in die blaue Luft hinauf. Am höchsten Punkt angelangt so betrachten wir das schöne Wien und es ging wieder der Tiefe zu.
Mit Freuden verlassen wir das Riesenrad und kauften uns eine Fahrkarte für die Berg u. Talbahn. Wir setzten uns hinein und dahin ging es mit uns. Wir mussten uns krank lachen.
Die Abendstunden näherten sich und wir begaben uns nach Hause. Der Pass war zur Reise vollständig fertig. Wir richteten uns zur Reise her, bezahlten das Zimmer dem Portier und verlassen das Hotel. Mein Freund Hans und ich begaben uns in den Naschmarkt hinaus um einige Lebensmittel auf die Fahrt einzukaufen. Das war vollbracht, so begaben wir uns in den I. Bezirk hinein.
Wir tummelten uns in den Straßen herum bis wir endlich am Ostbahnhof ankamen. Wir begaben uns in das Bahnrestaurant und schafften uns ein Bier an. Es ging nicht lange so waren wir Freunde alle schon beinander.
Die Abschiedstunde hat geschlagen und wir mussten Abschied nehmen von der herrlichen Stadt Wien. Um die Mitternachtsstunde war es als der Zug vom Ostbahnhof dahin rollte und ich gab meine letzten Grüße dem Alpenland in die dunkle Nacht hinaus.
Es ging nicht lange so haben wir den Deutschen Grund verlassen und wir waren schon auf fremden Boden Ungarns.
In Raab hatte der Zug 10 Minuten Aufenthalt und ich kaufte mir im Restaurant eine Flasche Bier. Für das Bier bezahlte ich 10.000 Ungarische Kronen und 10.000 für Einsatz. In den Socken sprang ich dem Wagen zu um meinen Freunden auch was zu bringen. Die Zeit war zu kurz so dass ich die Flasche nicht mehr returnieren kann. Das Flaschenbier kam mir also auf K? 2, also ein schöner Verdienst. Der Durst war gelöscht und ich legte mich am Boden hin, denn ich war sehr müde.
Die Morgenstunden brachen heran und die erste Nacht war vorüber. Ich setzte mich ans Fenster und betrachtete die großen Getreidefelder Ungarns.
Mit der Zeit rückte auch Budapest daher. Nun heißt es umsteigen. Wir stärkten uns im Bahnrestaurant. Wir waren sehr müde angekommen und der Magen schreit auch schon nach Brot. Wir aßen uns fest an und mir hat es geschmeckt wie nie noch in meinem Leben. Wir waren um 6 h in der Früh in Budapest und hatten vier Stunden Aufenthalt.
Über Budapest kann ich nicht vieles schildern. Das Äußere der Stadt ist schön aber man darf nicht Budapest gegen Wien vergleichen.
Um 10 h bestiegen wir den Orientzug. Zum Glück hatten wir genügend Platz gefunden. Das Dampfross schnaufte mit schweren Zügen dem Morgenland zu. Es ging hinein in die Tiefebene des Reiches Ungarns. So weit mein Auge reichte sah ich nichts als wunderbare Getreidefelder. Wir fuhren stundenlang durch fruchtbares Land.
Ich versetzte mich ab und zu mit einem Freunde zu einer Schachpartie. Die Nachmittagsstunden brachen heran und ich legte mich auf den Gepäckshalter hinauf so dass ich mich ein wenig ausruhen konnte.
Aber mein Gott ausruhen – von Stunde zu Stunde war man gestört auf einmal vom Schaffner dann wieder v. d. Passkontrolle und so ging es fort. Mir wurde es auch zu dumm so dass ich mich ans Fenster begab. Die Abendstunden rückten so schön langsam daher und es ging der Donau entlang.
Die Sonne senkt sich nieder, die Donau rötet sich ganz blutig als wollte sie uns vor einer schrecklichen Zeit vor uns warnen. Diesen Blick hab ich mir in mein Herz so eingeprägt so dass ich jene Stunde niemals vergessen kann. Der Anblick war wirklich eine fabelhafte Schönheit. Kein Mensch kann sich so was vorstellen der es selber nicht gesehen hat.
Die Nacht bricht herein und ich versuchte mich auf der Bank ausruhen zu können. Aber von Ausruhen war gar keine Rede.
Belgrad rückte heran die Hauptstadt Serbiens. Die Uhr zeigte auf 8h30 abends. Wir verlassen das Kupee und suchten die Pass-Stelle auf. Dort angelangt so heißt es um 11 h können wir die Pässe holen.
Das Betreten der Stadt war strengstens verboten für Durchreisende. Mich hat es nicht sehr interessiert. Belgrad ist von Schönheiten nicht überfüllt. Die Bahnhofstraße ist gepflastert aber in einem solchen Zustand dass man Bergsteigen kann oder sich den Fuß bricht.
Die Baulichkeiten sind auch nicht von Bedeutung. Der Bahnhof hat noch ein wenig a Gsicht. Aber das Gesindel das Elend was in den Warthesälen ist hat mich wirklich gegraust. In Wien hät man solch einer in den Arrest geworfen. Wir waren alle froh dass wir Belgrad bald verlassen konnten.
Nun holten wir uns die Pässe. Aber es hat alles gebraucht dass ein jeder den seinigen Pass bekommen hat. Der Kosta war schon ganz verzweifelt denn sie hatten den Pass nicht gefunden von ihm. Nach längerem herumsuchen und streiten hat er ihn doch mit aller Mühe bekommen.
Ganz müde und schläfrig kehrten wir zu den Wägen zurück. Es dauerte nicht mehr lange und der Zug setzte sich um ½ 12 h in Bewegung und ich schlummerte durch das Rädergerassel bald ein.
Der Morgen graut der Magen knurrt und ich wurde munter. Zuerst löschte ich mir den Hunger, dann waschte ich mich und mir wurde wieder wohler. Die Natur betrachtete ich und meine Augen sahen nichts als weite Ebene, Sumpfland und Lehmboden.
Scharen von Störchen, Schildkröten, Büffel und andere Vögel waren auf der Strecke häufig zu sehen. Die vorübergehenden Städte waren wirklich zum Erbarmen. Die Häuser waren aus Lehm, die Straßen so schmutzig dass man Stiefel anziehen könnte.
Die Gegend war wirklich romantisch. Hie und da sieht man wieder fruchtbares land, Strohhütten in Massen. Mir kam es schon ganz Indianermäßig vor.
Nachmittags um ½ 3 kamen wir nach Sofia. Die Sonne brannte stark hernieder. Gebhard kaufte sich ein Krügel Bier dass er den Durst stillen konnte. Gebhard konnte das Bier nicht mit Leva? bezahlen. Der Ober nahm keine ausländische Valuta an, ein Herr der unsere Verlegenheit bemerkt hat zahlte ihm das Bier.
Schreiber u. Rubin stärkten sich im Bahnrestaurant und verspäteten den Zug dabei. Der Zug setzte sich nach zehn Minuten Aufenthalt in Bewegung und verließ die Hauptstadt Bulgariens. Sofia ist bedeutend schöner als Belgrad. Die Umgebung der Stadt ist aus Lehmhütten und Strohhütten umgeben. Es ging durch öde Felder entlang und der Zug rollte bergaufwärts in ein kahles Gebirgsland hinein.
Zufälligerweise kam ich zu einem Türken der Deutsch spricht. Ich unterhielt mich stundenlang mit ihm. Er erklärte mir das Leben und Treiben in der Türkei.
Die Nacht brach heran und ich begab mich zu meinen Freunden. Berichtete verschiedenes vom Morgenland. Der Appetit fehlte mir auch nie und ab und zu griff ich zur Provianttasche.
Nach einiger Zeit begab ich mich wieder zu dem Türk in das andere Kupee hinüber. Wir setzten unser Gespräch vorwärts bis wir auf die griechische Grenze kamen. Mit einem herzlichen Gute Nacht nahm ich Abschied und legte mich zur Ruhe.
Wir fahrten eine kurze Strecke durch Griechenland in den Morgenstunden am 12. IV. 1926 so dass wir nach kurzer Zeit auf Türkischem Boden waren. Das Wetter macht sich herrlich.
Es näherte sich Stunde für Stunde dem Ziele zu. Unmaßen von Militär stiegen Station für Station ein. Einige Soldaten hatten in unserem Wagen Platz genommen. Sie waren uns gegenüber sehr freundlich. Zigaretten haben wir bekommen genügend.
Die Zeit der Ankunft nähert sich und nach wenigen Minuten rollte der Zug in den Bahnhof Constantinopel ein. Die Uhr hat auf 7 h20 Abends am 12. IV.26 gezeigt bei der Einfahrt.
Wir greiften zu unserem Gepäck und verließen den Wagen. Ein Hotelier schreite Deutsche Worte, rufte uns zu hierher. Wir erkundigten sich bei ihm um ein Nachtquartier. Er sprach mit kurzen Worten er wird alles besorgen für uns.
Es war schon dunkel und ein jeder nahm sein Gepäck und wir schulterten ihm nach. Wir marschierten 5 Minuten bis zum Hotel durch die Stadt hinein. Der Hotelier wies unsere Zimmer an. Mein Freund Hans Schurl und ich nahmen ungesehen das Zimmer im Erdgeschoß. Er führte uns hinein, aber m. Gott? momentan bleibte ich stehen und es drang kein Wort aus meinem Mund heraus.
Das Zimmer schaute traurig aus ganz Orientmäßig. Es sind ganz kleine Fensterln mit Eisenstäben versehen, zerrissene Vorhänge darüber die Betten sehen auch dem Zimmer gleich. Das einzige gute war doch noch das elektrische Licht. Wir legten uns gleich zur Ruhe und schlummerten bald ein. Ich war so müde und ermattet dass ich geschlafen habe wie ein Fürst.
In den Morgenstunden suchten wir die uns bekannten Firmen auf. Wie es uns schon verfolgen will so kamen wir gerade in die Osterfeiertage hinein. Straße auf und ab, Gasse durch und durch sprangen wir zu den Filialen und klopften an die noch offenen, baten um Arbeit, aber immer vergebens.
Die Zubringung der Osterfeiertage in Constantinople in der Zeit vom 13.IV. – 16. IV. 1926
Da wir durch die Osterfeiertage keine Arbeit bekamen betrachten wir uns die Stadt der Schönheit und Altertum.
Am 14. IV. in der Früh begaben wir uns in eine Moschee von Stambul. Die Schuhe unter dem Arm so betraten wir in den Socken das Innere der Moschee. Der ganze Boden ist v. schönen Perserteppichen belegt. Ein hohes Gewölbe zieht sich über uns her von schönen altertümlichen Verzierungen. Säule um Säule stehen in der Reihe v. fleißigen Arbeitshänden gebaut und stehen stolz daher.
Altäre oder Götter befinden sich in einer Moschee nicht. Nun wir besuchten mehrere Moscheen und überall war hübsch das Gleiche zu sehen.
In den Nachmittagsstunden begaben wir uns in den Hafen hinaus. Dort ging es sehr lebhaft zu, Hunderte von Gondeln stehen bereit zur Fahrt. Unmenge von Dampfern langten in den Hafen ein und aus.
Stundenlang betrachtete ich das Leben auf dem Wasser. Es ist wunderbar wie sich die Wellen schlagen wie die Gondeln die Wellen schneiden dass einem das Herz lacht. Der Abend naht, die Sonne senkt sich nieder und ich begab mich nach Hause.
Der dritte Morgen rückte heran und mein Freund Hans und ich begaben uns auf die Verkehrsbrücke und betrachteten den großartigen Schiffverkehr. Wir brachten den ganzen Vormittag auf der Brücke zu.
Die Uhr zeigt auf 12 h so traten wir den Rückweg an. Eine kleine Jause nahmen wir zu uns so dass wir den Hunger vergessen konnten. Das war vorüber und einige Freunde und ich begaben uns nach Galata hinüber.
Galata ist das schönste Viertel Constantinoples. Unsere Augen führten uns durch Straßen und Gassen hindurch so dass wir in Gassen kamen wo wir nicht genügend den Verkehr betrachten konnten.
So ging es Stunde um Stunde dahin bis die Nacht heranbrach so dass wir langsam nach Hause gingen. Sehr müde und erschöpft sind wir angelangt so dass mein Schlafgänger Hans Schurl und ich bald sich in das Bett begaben.
Es fielen noch einige Worte über die Sehenswürdigkeit v. Constantinople. Wir schlummerten bald ein bis die Sonn uns ins Bett scheinte.
Es war am Samstag den 17. IV. als die Osterfeiertage zu Ende waren. In den Morgenstunden brachen wir auf und suchten uns die bekannten Firmen auf. Bei jeder Firma wo wir anklopften war es vergebens. Wir sprangen die halbe Stadt und erkundigten uns um Arbeit aber immer umsonst. Einige Firmen merkten uns auf und sagten wir sollen in 8 – 14 Tagen herschauen.
Unsrige Landsleute trafen wir an und sie sagten uns dass es hier mit der Arbeit sehr schlecht ist. Deudtsche und Österreicher trafen wir sehr viel an. Wir mussten bedauern dass die Mehrzahl davon arbeitslos und obdachlos ist. Trotzdem dass ich so blindlings hinein in das Unglück gefallen lass ich meinen Mut nicht sinken. Ja wenn die Hoffnung nicht wär auf ein Wiedersehen.
Der Tag neigte sich zu Ende und meine Gedanken fielen der Heimat zu. Um den Hunger zu löschen nahm ich mir ein Landjäger, Brot u. ein Glas Wasser und mit einem guten Appetit verzehrte ich es.
Mein Freund Gebhard kam in mein Zimmer und wir beraten unter uns was zum Machen wäre. Nun wir kamen zu keinem Entschluss so dass sich Gebhard mit einem herzlichen Gute Nacht zur Ruhe legte. Ich legte mich auch zu Bette konnte aber trotz meiner Müde nicht einschlafen.
Meine Gedanken waren bald zu Haus bald bei meiner Liebe kurz u. gut in aller Welt. Auf eine Heimreise waren meine Gedanken nicht denn ich hoffe doch immer noch auf Arbeit. Endlich holt mich der Schlaf und in den süßesten Träumen von der Heimat versank ich.
Der Morgen erwacht wieder im hellen Sonnenschein am 18. IV. Es war Sonntag in unserem Kalender aber hier im Orient wird nur der Freitag Sabbat gefeiert.
Freund Gebhard, Alfred, Leo u. Kosta kamen in mein Zimmer in aller Früh schon u. jagten mich aus dem Bett heraus. Wir beraten uns wieder bis wir zu einem Entschluss kamen.
Da keine Arbeit in Aussicht war so sagte ich zum Gebhard er soll heimfahren und ich gab ihm noch das fehlende Fahrgeld. Wir begaben uns auf das Österreichische Konsulat und holten uns Berichte ein betreffs der Rückreise. Es wurde gesagt dass wir zuerst das Türkische Visum einholen müssen dann bekämen wir das freie Visum für die Rückreise. Es war um die Mittagsstunde als wir das Konsulat verließen.
Die Sonne strahlte stark hernieder und wir gingen durch die Taximstraßen? so dass wir in die Pera? kamen.
Dort besichtigten wir die Geschäfte. Am liebsten schaute ich in ein Konditoreigeschäft hinein und doch drückte mir das Herz dass ich keine Leckerbissen kaufen konnte. Es sind wirklich schöne Geschäftshäuser oft hab ich mir denkt wenn ich nur a bissel Geld dass ich eine kleine Erinnerung v. Constantinople in die Heimat mitnehmen könnte.
Da wir Zeit genügend haben so kamen wir ganz auf das linke Ufer v. Goldenen Horn. Einige Zeit schauten wir den Seeleuten zu und es war herrlich wie die Motorboote die Flut schneiden. Es warteten schon viele Gondler auf uns, rufen uns an dass wir mitfahren sollen.
Hans erkundigte sich was die Fahrt kostet bis Stambul pro Mann 5 Pst. Die 5 Pst. brachen wir nicht mehr übers Herz u. bestiegen das Gondel. Der Seemann nahm die Ruder in die Hand und es ging schon dahin. Ach es war eine prachtvolle Fahrt.
Am Ufer angelangt so verließen wir das Gondel konnten aber statt 5 Pst 10 Pst. zahlen.
Es ging nun heimwärts zu. Da ich sehr ein guten Appetit gehabt habe so nahm ich mir ein Stückel Speck Brot und Wasser. Die Uhr zeigte schon auf 5 h Abends u. wir legten uns zur Ruhe.
Es war am 19. IV. Vormittag als wir auf das Österreichische Konsulat gegangen sind betreffs Gratis Visum. Mit einem Oberösterreicher kamen wir in das Gespräch betreffs Arbeit. Er adressierte Hans, Schurl und mich auf das Deudtsche Konsulat.
Dort sollen wir nach dem Deudtschem-Pfund? Fragen u. der weist uns die Arbeit. Es war aber wieder vergebungslos. Auf diese Antwort verließen wir das Konsulat.
In der Nähe davon haben die eingezogenen Türken exerziert. Den halben Nachmittag haben wir uns dort gut unterhalten. Ohrfeigen wurden ausgeteilt häufig das es schnalzte. Es waren aber auch furchtbar dumme Kerls dabei denen es gebührte.
Der Hunger treibte uns heimwärts und nach einstündigem Marsche sind wir am Ziel angelangt. Ich sperrte mir sogleich den Koffer auf und der letzte Brocken Speck wurde verzehrt. Wasser hatten wir zum Glück genügend was wir nicht bezahlen brauchen.
Zur selben Zeit sind Unmengen v. Truppen eingezogen worden denn sie fürchteten sich vor einem Krieg mit Italien. Die Sonne sank sich blutrot nieder und die Nacht brach geschwind heran. Im Kreise sitzen wir so gemütlich u. doch traurig beisammen und beraten uns was wir machen sollen u. wie es uns noch ergeht. Die Zeit ruckte gegen Mitternacht so dass sich die Freunde zur Ruhe legten. Meine Gedanken ziehen sich hinaus in das Alpenland und ich schlummerte in den tiefsten Schlaf ein.
Hoch stand die Sonne am blauen Himmel und bestrahlte mich im Bett bis ich endlich erwachte. Ganz entblendet? reißte ich die Augen auf schaute herum wo ich eigentlich bin kam aber geschwind zum Bewusstsein. Meine Gedanken waren die ganze Nacht zu Hause bei meinen Lieben im Traum. Es war schon 9h20 als Hans u. ich in einer Auskocherei um 7 ½ Pst frühstückten.
Alsdann gingen wir nach Galata hinüber. Dort betrachteten wir Geschäft für Geschäft und manchmal wars mir leid ums Herz dass wir nur noch ein paar Piaster in der Tasche hatten.
Die Sonne brannte wieder stark hernieder und wir suchten uns den Weg ins Freie. Auf einem Türkischen Friedhof legten wir sich nieder. Ein schöner Aussichtspunkt war es v. dorten auf das Goldene Horn u. Stambul. Lange Zeit schaute ich dem Schiffsverkehr zu bis mich die Müdigkeit einschläft. Gegen ½ 5 h erwachte ich vom Schlaf. Neben meiner hatten sich einige Soldaten niedergelegt uns sie sprachen mich an. Ich konnte mich aber mit ihnen nicht unterhalten da sie kein Wort Deudtsch sprachen.
Nun brachen wir auf und schritten langsam nach Hause. Die Füße brachen uns fast zusammen und wir legten uns auf die Pritsche.
Am 21. IV. Vormittag in den Taxim hinaus Hans und ich, so suchten wir das Serbische Konsulat auf. Wir hielten Herren und Damen an um sich erkundigen wo sich die Konsulate befinden. Es war ein Zufall dass ich eine Deudtsche Dame angesprochen habe. Da sie selber fremd ist konnte sie uns keine richtige Auskunft geben. Es hat ihr gefreut dass sie wieder Deudtsche Worte fallen lassen konnte. Nach einer kleinen Unterredung begaben wir sich schleunigst nach Hause.
Mit einem Hunger im Magen Durst wie ein Wolf sind wir zu Hause angelangt. Ich kaufte mir sodann ein Brot u. ein Türkischen Honig dazu.
Unterdessen traf mein Frd. Rauch herein u. berichtete dass wir in das nächste Kaffeehaus kommen sollen. Dort sei ein Arbeitsvermittler der uns alle bei einer Firma unterbringen kann. Er verlangte von uns allen die Zeugnisse. Ich legte mein Mineur Zeugnis vor. Er fragte mich ob ich mit Maschienen auch schon gearbeitet habe, selbstverständlich gab ich zu. Sodann merkte er mich vor.
Gebhard legte auch sein Zeugnis vor aber das war ihm nicht hinreichend. Hans besitzte kein Mineur-Zeugnis u. konnte leider nicht untergebracht werden. Es wurden acht Mann aufgenommen nach Samsum zu einem Tunnelbau.
Der Vermittler sagte nun ein Schreiber brauchte er noch. Höll-Sakra dachte ich mir die Stell könntest übernehmen. Nun warf ich ihm mein Kaufmanns-Zeugnis vor u. betonte dass ich in diesem Fach auch bewandert bin. Es kam ihm schon spanisch vor, aber er nahm mich doch als Schreiber auf.
Betreffs dem Lohn hab ich mich sofort erkundigt, aber Au weh er sagte ein Schreiber ist sehr schlecht bezahlt u. hat einen Monatsgehalt v. 35 Pfund. Also kaum zum Leben. Mich reute es momentan dass ich diese Stelle angenommen habe. Nun ich dachte mir zum Leben hab ich ja u. das andere wird von selber kommen.
Die Uhr zeigte auf 5 h50 als wir sich nach Hause begaben. Dem Hans hat er zugesagt dass er sehr wahrscheinlich in Haida-Pascha Arbeit bekommt.
Gebhard hat sich den Entschluss gefasst dass er morgen wegfährt. Die Nachtdämmerung brach heran und ich greifte zur Tinte u. Feder. In kurzen Zügen setzte ich meinen lieben Eltern einen Brief auf u. schilderte das Verhältnis in dem ich stehe. Meinen Lieb hab ich auch noch einige Worte niedergeschrieben. Es ruckte schon die Mitternacht heran als ich mit dem schreiben fertig war. So dann übergab ich es dem Freund Gebhard, dass er es mir übergeben soll. Meine Augen waren schon müde und ich suchte mir mein Lager auf.
Die Sonne lacht schon ins Zimmer herein als ich erwachte. Mit frohem Gemüt stand ich auf. Nun kaufte ich mir für 5 Pst. Datteln, das war mein gewöhnliches Frühstück.
Gebhard war schon zur Abreise fertig. Wir begleiteten ihn bis zum Bahnhof. Die Zeit ruckt pfeilschnell dahin u. es läutet schon das Signal zur Abfahrt. Nun gab ich dem Gebhard viele Tausend Grüße an meine Eltern, Geschwister, Bekannte u. Freunde mit. Mit drückenden Herzen gab ich ihm den Abschiedsgruß. Einige Abschiedswinke warf ich ihm zu u. mit schwerem Schritte verließ ich den Bahnhof.
Zu Hause angelangt machten wir dann einen kleinen Spaziergang. Vor der Abenddämmerung kehrten wir nach Hause. Gegen 5 h abends bestiegen Hans, Leo, Herman und ich ein Dampfer der das Ziel nach Haida Pascha hatte. Dort gelandet gingen wir das Meeresufer entlang u. suchten uns Muscheln. Da wir wenig Zeit hatten gehen wir gleich weiter und erkundigten uns wegen Arbeit. Es war aber wieder nutzlos.
Als die Uhr auf 7.35 zeigte gehen wir auf den Dampfer. Der Mond leuchtet in die See hinein als der Dampfer aus dem Hafen fahrte. Die Nachtsonne gab uns das nötige Licht so dass die ganze See romantisch herschaute. Von weitem sah man die Dampfer mit ihren Tausenden von Lichtern. Dann und wann bemerkte man ein Scheinwerfer der ein Streifen der See beleuchtet so dass die Segelschiffe, Gondeln eine fabelhafte Farbenpracht darstellte. Nach wenigen Minuten fahrte der Dampfer schon in den Hafen ein.
Sodann verließen wir das Schiff und begaben uns auf die neue Brücke. Stundenlang strahlten meine Augen in die See hinein, betrachteten die Gondler und Dampfer die vom Mond beleuchtet waren. Hunger, Schlaf u. Durst treibten uns nach Hause. Die Müdigkeit schlummert uns bald ein bis der Morgen graut u. die Sonne aufwacht.
Am 23. IV. Sabbat machten wir ein Spaziergang in den Park hinaus der am Ufer des Marmarameeres lag. Zu demselben Ausgang legte Hans, Herman, Leo u. ich die kurzen Hosen an. Natürlich war das hier in Constantinople wieder was neues so dass die Leute stehen blieben und mit großen Augen schauten sie uns nach.
Im Park verweilten wir uns einige Stunden. Den Park durchschritten wir u. kamen an das Meeresufer. Auf ein Bankerl setzten uns wir hin. Nicht weit vom Strand tauchten große Fische die eine Länge v. 4 – 5 m haben. Dort verweilten wir auch einige Zeit u. bald darauf spazieren wir schön langsam nach Hause. Bei einem Händler kaufte ich mir ein ¼ Laib Brot u. ein Schafkäs dazu. Die Dunkelheit drohte uns schon wieder und wir unterhalten uns beim Kartenspiel. Gegen 10 h legte ich mich zu Bette.
Dem 24. IV. Vormittag gingen wir um Arbeit aus. Von Firma zu Firma rannten wir u. bitten um eine Arbeit. Es war aber wieder erfolglos. Den Vermittler suchten wir uns auf, fragten ob er eine Nachricht bekommen hat. Er versprach uns dass wir in Bälde nach Samsum abfahren könnten.
Ganz hoffnungslos auf eine Beschäftigung kehrten wir in das Gefängnis zurück. Es ging schon gegen den Abend zu als ich mit Herman eine Schachpartie machte. Bald darauf legte ich mich zur Ruhe.
Am 25. IV. weckte uns der Hotelier auf und sagte wir sollen jetzt mit ihm gehen auf die Polizei. Es war wiederum ein herrlicher Tag. Er führte uns auf die Polizei wo wir nicht weniger als drei Stund warteten um das Ausreisevisum zu erlangen. Zwölf Uhr hat es geschlagen. Da die Visums nicht fertig waren heißte es wir sollen Nachmittags ½ 5 Uhr herschauen. Zu Mittag habe ich mir einen Türkischen Honig gekauft. Das war mein gewöhnliches Mittagmahl.
In den Nachmittagstunden führte ich das Tagebuch. Alsdann gingen Hans u. ich auf die Polizei. Nach einstündigem Warten erhielten wir sodann die Pässe. Bei einer Milchbude kehrten wir ein. Ein jeder von uns schaffte eine Milch an. Inzwischen treten Franz und Karl ein die sich auch dasselbe anschafften. Unser Gespräch entwickelte sich sogleich wegen Auswanderung v. der Türkei.
Franz betonte dass heut ein Deudtsches Schiff angelangt ist mit dem man blind bis Constanze fahren konnte. Mein Freund Fred u. Leo haben sich sofort entschlossen die Fahrt zu unternehmen. Auch ich wäre sogleich einverstanden gewesen wenn ich nicht so viel Hindernis gehabt hätte. Leo u. Fred begaben sich auf das Deudtsche Schiff hinüber. Nach einiger Zeit langten sie in meinem Zimmer an. Sie haben beschlossen um die Mitternachtstunde das Schiff zu besteigen.
Eine kleine Abschiedsfeier haben wir gehalten bei Wasser u. Brot. Gegen 11 h nahmen sie Abschied von uns. Eine halbe Stunde später näherten sich Herman u. ich dem Schiffe um zu betrachten ob ihr Unternehmen glücklich zum Ziele führte. Als wir in die Nähe des Dampfers kamen sahen wir Leo u. Fred bei zwei Polizisten stehen. Holla dachte ich mir jetzt kanns gut werden. Schön langsam schritten wir bei denen vorbei. Die Polizisten gingen alsbald ihres Weges weiter. Vor Neugier schritten wir sogleich auf unsere zwei Freunde zu. Sie sagten dass die Polizisten sie ohne weiters laufen ließen.
Sodann spazierten wir in die Stadt hinein u. beraten noch Verschiedenes. Gegen ½ 1 h trennten wir uns unter einem glücklichen Erfolg. Die Müdigkeit streckte uns aufs Lager. Auf einmal klopfte es am Fenster. Leo u. Fred standen draußen. Ihr Vorhaben ist leider nicht gelungen.
Der Morgen graut die Sonn erwacht am 26. IV. Eine Schale Milch u. Brot war mein Frühstück. Vormittag machte ich einen kleinen Spaziergang in den Hafen hinaus. Zur Mittagszeit begab ich mich nach Hause. Nachmittag unterhielten wir uns beim Kartenspiel bis auf die Nacht hin.
Endlich kam ein Glücksbote zu unserem Gefängnis herein. Ein Freund namens Salinger. Er erzählte uns wie es ihm in Angora ergangen ist. Auch wir erzählten ihm in welchem Elend wir stecken. Salinger hatte ein menschliches Mitgefühl mit uns und schenkte uns 10 Pfund. Das Herz schlug uns leichter und wir bedankten uns sehr für die Spende. Das Geld teilten wir sogleich so dass es pro Kopf 1.42 Pf. traf. Ein Laib Brot verzehrten wir u. es schmeckte uns wie ein Wienerschnitzel. Freund Salinger begab sich alsbald zur Ruhe. Auch wir legten uns zur Ruhe.
Des andern Morgens am 27. IV. begaben sich Hans u. ich auf das Österreichische Konsulat um die Gratis-Visum abzuholen. Dieselben haben wir sogleich bekommen. Nach zweistündigem herumsuchen haben wir die Konsulate ausfindig gemacht.
So dann besuchten wir eine hl. Messe auf. Alsbald gingen wir nach Hause. Ich kaufte mir für 5 Pst. Datteln u. Brot für das Nachtmahl. Nachher spielten wir uns mit den Karten. Um 10 h legten wir sich in die Pritschen hinein.
Es war am 28. IV. Vormittag als wir das Bulgarische Visum erhielten. Die andern Konsulate waren alle schon gesperrt so dass wir den Rückweg antreten. In der Russischen Küche verspeisten wir eine Suppe, welche 15 Pst. gekostet.
Nicht weit von der Küche befindet sich eine Griechische – Katholische Kirche dieselbe wir betreteten. Zur selben Stunde war in der Mitte der Kirche eine Leiche aufgebahrt. Die Priester sangen ihm die letzten Grabeslieder vor. Die Angehörigen des Toten nahmen Abschied von ihm in dem sie ihm auf die Stirne küssten. Das Innere der Kirche ist kunstvoll. Leuchter um Leuchter, Säule um Säule also kurz u. gut eine Pracht für ein Menschenherz.
Die Sonne strahlte heiß hernieder als wir nach Hause spazierten. Vor Müdigkeit legte ich mich gleich nieder. Als ich erwachte blickte die Dunkelheit schon bei den Fenstern herein. Der Hunger schaute mir schon aus den Augen heraus. Für 1o Pst. kaufte ich mir was zum Essen was ich mit bestem Appetit verschlungen habe.
Nun ging es wieder in die Wanzenpritschen hinein. Am selben Tage erhielt Freund Schurl S? 100,- v. seinem Bruder. Da ich schon ganz stier war leihte er mir zwei Pfund. Es wurde mir schon leichter ums Herz.
Es war am 29. IV. wiederum ein herrlicher Tag. Da uns die Geldbörse zusammengeschrumpft war blieben wir den ganzen Tag zu Hause. Beim Kartenspiel unterhalten wir uns köstlich.
Nach mehrstündigem Spiel ist die Kassa auf 44 Pst. gestiegen. Den Hotelier ersuchte ich um ein Speiseöl u. Essig zu einem Salat zubereiten. Schurl brachte ein Wasserkübel, Leo war der Koch so dass in wenigen Minuten das Mittag u. Nachtmahl zubereitet war. Alle näherten sich der Orient-Speise die in einem schmutzigen Eimer war zu. Wie halbverhungerte Wölfe streiteten wir uns um den Salat. Nur geladene Gäste konnten bei diesem Mahle Platz finden und zwar folgende, Hans, Schurl, Fred, Leo, Herman, Dana, Kosta. Die morgenländische Uhr zeigte auf 10 h als ich mich zur Ruhe legte.
Der 1. Mai erwachte im sonnigen Glanze des Morgenlandes. Frühzeitig stand ich an diesem Tage auf, suchte in mir Zerstreuung u. spazierte in den Park hinaus. Ach manche Erinnerungen fielen mir zu herzen im stillen allein sein. Trotz allem Elend war ich nie verzagt, ja wenn die Hoffnung nicht auf bessere Zeiten.
Mit langsamen Schritte trat ich den Rückweg an in das Wanzen-Zimmer. Auf die Nacht kaufte ich mir ein Türkischen Honig (Helwa) u. ein Brot dazu. Das war gleich verzehrt und ich legte mich zur Ruhe.
Den andern Morgens am 2. Mai besuchten Herman, Fred u. ich eine Katholische Kirche auf u. wohnten bei der hl. Messe bei. Gegen Mittag spazierten wir gegen Stambul zu von wo wir sich nach Hause begaben. Nachmittag machte ich mit Leo eine Schachpartie.
In meinem Zimmer fanden gewöhnlich die Hauptberatungen statt. Auch heute Nachmittag hatten wir uns verschiedenes unterhandelt. Freund Fred wollte sein Koffer an einen Freund verkaufen. Da man kein Gepäck ohne wissens des Hoteliers entnehmen konnte flüchtet Fred sich mit dem Koffer aus dem Hotel was ihm auch gelingt. Aber wie es uns schon verfolgen will hat uns ein türkischer Nachbar beim Hotelier verraten.
Beim Kartenspiel saßen wir gemütlich beinander als plötzlich der Hotelier wie ein Wütender in unser Zimmer trat. Er brüllte uns an wer sein Gepäck von hier entnommen hat. Dem Hotelier erklärte ich dass Fred sein Koffer einem Freund verkaufen wollte.
Fred bezahlte sogleich sein Zimmer packte zusammen mit Fr. Hans. Auf grüner Wiese unter blauem Himmel schlagten sie ihr Lager auf. Abends um 9 Uhr rechnete auch ich mit dem Hotelier ab. Da er nun das Zimmer zu hoch rechnen will kam ich in Handkuss? mit ihm. Mit langen zanken und streiten wurden wir miteinander fertig. Nach Mitternacht legte ich mich zu Bette.
Am dritten Mai brachten wir den Vormittag im Zimmer zu. Schurl u. ich räumten uns das Zimmer anständig aus. Es schaute bald aus wie in einem Schweinestall. Um die Mittagszeit traf ein Deudtscher aus Angora in unserem Hotel ein. Mit dem Hotelier kam er in Streit. Der Lärm treibte uns aus dem Zimmer in den Gang heraus. Er fragte uns was wir hier machen. Im kurzem schilderten wir ihm in welches Elend wir hineingeraten sind.
Da er ein menschliches Mitgefühl mit uns hatte ladet er uns alle zu einer Jausen ein. In ein türkisches Hotel führte er uns hinein. Sofort schaffte er acht Portionen Mardadella? an u. acht Krügel Bier. Aus den Augen erkannte er dass wir noch Hunger hatten. Beim Ober schaffte er noch acht Portionen Aufschnitt und acht Krügel Bier dazu. Bei bestem Appetit verzehrten wir die Leckerbissen und bedankten uns auf das herzlichste bei diesem Arbeitsfreund. Er ist aus Niederösterreich aus Purkstall a. d. Erlauf namens Josef Herzl. Auch dieser Wohltäter bleibt uns stets als treue Erinnerung der uns aus dem Elend geholfen hat. Diesen Tag haben wir sehr gut abgeschnitten.
Die Nacht verging, der Morgen graut die Sonne erwacht mit ihren glühenden Strahlen über das Goldene Horn Constantinoples. In den frühesten Morgenstunden betrachte ich das Meer m. ihrer Umgebung aus unserem Freilager aus. Alsbald packten wir sich zusammen und begaben uns in die Stadt. Von dorten suchte ich das Österreichische Konsulat auf das eine Stunde v. Stambul entfernt liegt.
Im Schweiße des Angesichts dort angelangt fragte ich den Herrn Kunsal ob was für mich angelangt ist. Nach langem herumstöbern sagte er ja es ist ein Schreiben für Ihnen hier und Ihre Freunde. Mein Herz klopfte vor Freude und konnte kaum erwarten bis ich das Schreiben habe. Da für Hans auch ein Brief hier war so nahm ich beide in Empfang. Für die andern war ein Telegramm eingelangt.
Das Konsulat verlassen so öffnete ich den Brief muss aber jedoch eine traurige Nachricht v. zu Hause empfangen was mir sehr schmerzte. Bei den Freunden angelangt so konnte ich ihnen die freudige Nachricht mitteilen, dass v. Genosse Heinz ein Schreiben oben liegt für sie. Vor Freuden überströmt lauften alle dem Konsulate zu um das nähere dorten zu erfahren.
Dem Herrn Konsul wies ich die Pässe vor für die genannten Freunde. So erklärte er mir dass die Gewerkschaft die Fahrt bis Wien u. Verzehrung bestreite. Betreffs meinem Geld sagte er ich solle gegen ½ 4 h auf der Ottoman Bank sein denn er schicke den Diener hinunter um die Geldanweisung auszulösen. Mit lachendem Herzen schritten wir in Russen-Küche um den Hunger zu stillen.
Von dorten besuchte Herrmann u. ich den Ing. Waibl auf betreffs Arbeit. Mit einer Versprechung auf Samstag für Arbeit weißte er uns ab. Als die Uhr auf ½ 4 Uhr zeigte hab ich den Diener getroffen. Auch von diesem wurde ich abgewiesen dass kein Geld für mich angelangt ist. Die Nachtdämmerung bricht herein und wir rüsteten uns in das Freilager zu gehen. Dort wieder gelandet so spreiteten wir unsere Decken auf das grüne Gras. Die erste Stunde blickten wir in die See hinaus bis die Augen ermattet waren.
Nach wenigen Minuten sind wir alle in den tiefsten Schlaf versunken bis der Morgen uns entgegen lacht. Bis gegen 8 h verweilten wir am Bord des Meeres u. schauten den Dampfern zu. In den Vormittagsstunden trafen wir in Stambul ein. Da wir Hindernisse haben betreffs die Visums so musste ich nochmal zum Öst. Konsulat.
Auch dorten hab ich es erledigt so ging ich schleunigst zu meinen Freunden. Ganz ermattet kam ich an so legte ich mich in das Bett v. Leo hinein wo ich bald einschlummerte. Es verging keine viertel Stunde so wurde ich aus dem Schlafe geweckt. Da mein Magen nach Brot schreite so sagte ich zum Herman er soll mir diesen Ring verkaufen. Er nahm ihn sogleich und geht damit zum Herrn Stegan der ihm aus Mitleidsgefühl fünf Pfund gab. In hohen Sprüngen kam er mit dem Geld das uns auf das neue erfreute.
So schritten wir gleich der Russen Küche zu, stillten uns den ärgsten Hunger. Zurück kommend bedankten wir uns recht freundlich für diese Spende. Herr Stegan drückte mir den Ring in die Hand, wollte ihn zuerst nicht annehmen. Selbverständlich gab mir das Gedächnis zu, dass er den Ring weit überschätzt hat und uns das nicht wegen einem günstigen Kaufe sondern nur uns zu lieb so wir uns den Hunger stillen konnten. Von dorten ging ich in das andere Zimmer wo die Freunde bei einem Laib Brot, Wurst und Zigaretten saßen. Sie sagten sogleich dass Herr Stegan sowie Herr Schreiber das gspendiert haben wo für wir uns auf das beste bedankten.
Alle diejenigen die so brüderlich das Brot mit uns teilten in der Not können wir nie wieder vergessen. Auch dieser Tag neigte sich zur Ruhe. Unter blauem Himmelszelte schlummerte ich die dritte Nacht ein.
Des andern Morgens am sechsten Mai erwachte ich durch das Pfeifen eines Überseedampfers um ½ 6 h auf. Ein Monat ist verstrichen seit ich vom Elternhaus Abschied genommen habe das waren meine ersten Gedanken des Erwachens.
Die Sonne steigt im Osten auf und bestrahlte die Stadt des Altertumes u. Schönheit. Im Kreise sitzend wie die Zigeuner bei dem Kartenspiel unterhalten wir uns den halben Vormittag. Der Hunger treibt uns zu einer Tasse Milch u. Brot das wir mit größter Lust verschlangen. So dann begaben wir uns zu den Freunden in das Hotel Salonierue? wo wir den ganzen Tag bei Karten- u. Schachspiel zubrachten. Hans, Schurl, Fred u. Leo suchten das Freilager vor der Dunkelheit auf. Da ich verschiedene Korrespondenzen zu erledigen hatte benütze ich das Wanzenbett v. Leo. Gegen ½ 12 h war ich mit diesen Arbeiten fertig so dass ich trotz allen Störungen des Ungeziefer gleich einschlummerte.
Es war ein herrlicher Tag am 7. Mai wo meine Freunde mich in aller Früh aus dem tiefsten Schlaf weckten. Den gesamten Tag brachten wir dorten zu. In den Nachmittagsstunden verkaufte Hans sein Ring für ein Laib Brot welchen wir alle mit Heißhunger verzehrten. Damit war unser Hunger nicht gestillt. Dem Hotelier wollte ich die Uhr für fünf Pfund als Einsatz geben der mich barsch abwies.
Der Abend nahte so verließen wir um ½ 7 h das Hotel Salonierue. Herman trug uns das Gepäck, Decken u.d.g. in das Freilager hinaus. Ein kleines Gewitter sehn wir aus der Ferne u. einige schwere Tropfen fallen schon herab. In dem Hofraum der nächstgelegenen Moschee unter einem uralten südländischem Baum schlagen wir die Decken auf um geschützt vor Wind u. Wetter zu sein. Hans verkroch sich in einen ausgestorbenen Baum in dem er sich die beste Unterkunft schaffen konnte.
Bald darauf näherten sich zwei Türken dem Lager u. bedeuteten uns durch Fingerzeichen dass es hier vor Banditen gefährlich ist. Fred gab ich den Revolver der uns vor Drohungen bis zu seiner Ablösung schützen soll. Eine Stunde verging u. wir bemerkten dass mehrere Personen sich mit Fred abgeben. Aber mich interessierte nichts was die wollen mit ihm u. schlief alsbald ein.
Auf einmal hörte ich eine gellende Stimme die mich aus dem Schlaf erweckte. Es war der Pfarrer der vom Turme seine Litanei singte. Gewöhnlich auf 10 h abends hörte man das Singen und Jodeln der Pfärrer aus allen näheren Moscheen von den Türmen hernieder in die stille Einsamkeit. Das Echo hört man noch erhallen und mir kam es ganz abenteuerlich vor.
Unser Wachtposten Fred hat sich im Lager eingefunden. Ganz leise lauscht er uns ins Ohr: wer will Geld verdienen mit einem Warmen. Jeder wackelte mit dem Kopf u. keiner wollte die Schneid richtig aufbringen. Ganz unüberlegt meldete ich mich zu diesem Sport. Wie der Fuchs auf die Ente lauerte er mit Sehnsucht auf mich.
Mit den nötigsten Sachen war ich ausgerüstet so verließ ich mit H. Oberleutnant den Hof. Unter dem hundertjährigen Haftar? stellte ich ihn zur Antwort; was er mit mir will? Erschreckt u. mutlos steht er da bis er seine zitternde Worte endlich hervorbrachte; kennen Sie das Deudtsche Wort Warmer Bruder; ja.
Er führte mich in dem gelegenen Parke hinein. Versuchte auf allen möglichen Lockungen mich in die Schlinge zu werfen. Durch Alleen promenierten wir hin und her bis mir die Sache zu dumm wurde. In kurzen Worten schilderte ich ihm wie ich gesinnt u. dass meine Person für so was nicht hergibt.
Trotz allen Wiedersprüchen gab er seine Hoffnung nicht auf. Vor dem Haftar? wollte ich mich von dem Herrn verabschieden, aber Schritt für Schritt folgte er mir so dass wir in die Nähe unseres Lagers kamen. Ganz leise flüstert er mir ins Ohr, morgen abends stellt er sich in Zivil im Parke ein.
Plötzlich steht ein Polizist vor uns da, schreite uns an Haidi tschabuck. Der Oberleutnant verdolmetschte uns dass wir den Platz verlassen müssen, da es hier vor Banditen gefährlich ist.
Bei unserer alten Liegestädte schlagen wir die Decken auf zum weiterschlafen. Einige Mal wurden wir von Polizisten gestört. In allen Ecken u. Wänden wurde Alarm geblasen, als hätten sie die größten Verbrecher es Orients auf der Lauer. Bald darauf erschienen zwei Polizisten die uns auf das Polizeikommando führten. Herr Oberleutnant begleitet uns auch nach dorten wo er uns den Dolmetsch machte. Die verlangten Pässe stimmten vollkommen überein.
Nicht weit des Parkes am Rande eines Weges zwischen zwei Mauern wurde uns unter Bewachung der Polizei das Lager gegeben. Das Sternenmeer leuchtet ganz abenteuerlich auf uns Erdenkinder hernieder und beglückwünschte uns auf ein herzliches Gute Nacht.
Vor Sonnenaufgang verließen wir die sanfte Liegestädte u. begaben uns in das Hotel Salonirue. Da Fred 50 Piaster vom Oberleut. Bekommen hat so langte es uns gerade zum Frühstücken. Den ganzen Tag haben wir Hausarrest genommen da keiner von uns nicht einmal die Brücke passieren konnte das nur ein Piaster kostet, also ärmer wie eine Kirchenmaus.
Während des Tages kehrte nun ein Glücksbote in unser Gefängnis ein. Herr Schreiber der unsere Lage kennt, aus den trüben Augen lesen konnte welchen Hunger wir haben schenkte uns in der Runde 20 S.? Fred und Schurl wechselten sogleich das Geld von dem sie ein Laib Brot u. für 20 Pst. Schafkäs kauften.
Dieses Brot u. jener Käs schmeckte uns besser als zu Hause der beste Hackbraten. Wir alle werden diese Freunde nie vergessen die uns im fremden Lande aus der Not halfen.
Es wurde wiederum Nacht u. wir schnürten unsere Bündel zusammen. In einem schönen Park nächst dem Golf? Unter Fliedergebüsch schlugen wir das neue Lager auf. Ganz leise, vorsichtig legte ich mich unter duftendem Fliedergesträuch nieder. Die Sterne funkelten durch das Gebüsch hernieder, alsbald ich in Träume der Heimat einschlummerte.
Ein schöner Maientag war der 10. Mai. Um 5 h machte ich einen kleinen Morgenspaziergang gegen die See hinaus. Bald darauf schritten wir mit den Bündeln zu unseren Freunden u. stellen es dorten ein. Nun marschierten wir alle auf das Österreichische Konsulat um Berichte einzuholen. Für mich war noch nichts angelangt. Die andern besorgten ihre Pässe zur Heimfahrt.
Hans, Leo u. ich suchten das Heuer-Büro? Auf betreffs Unterkunft eines Übersee-Dampfers, aber es war für die Katz; vielleicht morgen gab man uns zur Antwort. Von dorten spazierten wir langsam nach Hause.
Auf der Brücke betrachteten wir noch das Seeleben bis zur Nachtdämmerung. Freund Luzian wurde denselben Abend zur Freilager-Gesellschaft aufgenommen natürlich kostenlos. Ein Abendstern fiel nun wieder in unsere Runde. Es war ein Geldbrief für Kosta u. Fred. Mit Freuden überfüllt lösten sie das lang ersehnte Geld aus.
Die Stimmung wurde heiter, ein paar Deudtsche Lieder klingen nun hell in die Nacht hinaus. Im Parke glücklich gelandet eröffneten wir das Lager. Luzian machte seine Witze und Sprüche, fragte nach dem Zimmermädel u. d. gl. so dass alle in fröhlicher Stimmung einschlafen.
Das Pfeifen der angekommenen Dampfer weckte mich manchmal aus dem Schlaf. Oft Mitternacht denk ich meiner Zukunft nach, der Heimat wo ich die Rosenzeit verbracht habe. Wiederum habe ich entschlossen weiter zu wandern um ein kerniges Abenteuerleben durch zu führen. In diesen Fantasien schließte ich die Augen zu bis der Morgen erwachte.
Der 11. Mai ruckte heran und die Sonne stand hoch am Himmelszelt als ich erwachte zwischen blühendem Flieder. Nach wenigen Minuten verließen wir den Park. Im Hotel zum gebogenen Ofenrohr ließen wir die Decken. Alsdann frühstückten wir in einer Milchschenke. Vormittags machte ich mit Leo eine Schachpartie. Es wurde Mittag und mein Magen brummte schon wieder. Einige Deka Helwa u. Brot war das Mittagmahl.
Nachmittag räumte ich mein Koffer vollständig ein. Hosen wurden geflickt u.d.gl. bis zur Abenddämmerung. Sodann spazierte ich die Straßen hindurch auf u. ab. Zwei Türkische Arbeiter hielten mich an. Sie fragen mich auf Deudtsch was ich hier mache. Nun ich schilderte ihnen in kürze was ich treibe.
Ein besserer Herr nähert sich unserem Gespräch alsbald er mich Deudtsch ansprach. Er forderte mich auf zu einem Spaziergang wofür ich in Einverständnis mit ihm war. Stundenlang promenierten wir die unbelebten Gassen Stambuls. In einer Schenke kehrten wir auf zwei Maß Bier ein. Er erzählte mir wie es ihm in seinem Leben ergangen ist.
Mit der Zeit lockte er mich am Bord des Marmara-Meeres hinaus. Auf Rasen sitzend bewunderten wir die Schönheit des Meeres bei Mondesbeleuchtung. Da er mit mir Unfug treiben wollte verabschiedete ich mich von ihm. Traurig und verlassen blickte er mir halb rächend nach.
Im Hotel z. Ofenrohr angelangt, sah ich meine Freunde heraußen sitzend bei einer Fl. Wein die ein Bekannter spendierte für den Abschied aus der Türkei. Schurl reichte die Flasche zum austrinken. Versuchte jedoch den Wein u. beglückwünschte Schurl u. Fred auf eine glückliche Heimreise.
Einige Lieder erschallten noch in tiefester Nacht auf dem Wege zu unserem blühenden Zimmer. Dort beraten wir noch verschiedenes als bald die Müdigkeit mir die Augen schließte.
Blutrötend stieg die Sonne am 12. Mai im Osten auf als ich erwachte. Schurl und Fred machten einen Morgenspaziergang. Gegen ½ 6 h verließen wir den Park wo wir im Hotel z. goldenen Ofenrohr einstell halten. Die Stunden schießen Pfeilgeschwind dahin und die Uhr zeigt auf 9 h wo Schurl und Fred das Hotel verließen. Unter guter und doch mieser Stimm. begleiteten wir die Freunde zum Abschied.
Der Diener des Österreichischen Konsulats brachte die fröhliche Botschaft, dass das Geld für mich u. Stockinger angelangt ist. Nun wird auch mir wiederum leichter. Die Signal-Glocke schallt tönend durch den Bahnhof und die Glocke ruft zur Abfahrt. Die Hände drückend Hand in Hand beglückten wir ihnen die Fahrt nach der Heimat. In Gedanken versunken verließ ich den Peron, gab ihnen die letzten Grüße so lang mein Auge sie erreicht und allmählich verschwinden die Winke der Freunde.
Den Bahnhof verlassen so holte ich mir das langersehnte Geld welches ich auch mit Freuden erhalten habe. Am retour Weg wechselte ich S 150 bei einem Jude aus. Nach langem Streiten hat er mir den Tageskurs bezahlt für S 100 ~ Pf. 28.25. Den Jud verlassen so suchte ich mir die Russen-Küche auf und befriedigte mein Magen vollständig.
Das war wieder ein Tag der mir gut im Gedächnis bleiben wird. Als ich zu meinen Freunden kam brach die Dämmerung schon heran. Nach zweistündiger Beratung suchten wir das Freilager auf. Meine Müdigkeit warf mich alsbald nieder, aber das Gedächnis kämpfte noch stark für meine Zukunft. Auch dieses ermüdet als ich bald in schwere Träume des Orients einschlummere.
Als der Morgen ergraute des 13. Mai Christi Himmelfahrt erwachen meine Augen als die Uhr auf 4 h zeigte. Als mich die Sonn anlacht schlummere ich ein b. ½ 7 h. Sodann schnürten wir die Bündel zusammen und begaben uns zu den Freunden. Vormittag erkundigten ich u. Leo beim Verkehrs-Büreu betreffs die Fahrpreise nach Österreich.
Dort abgefertigt so machten wir eine Schachpartie in einem Spielhaus. Es ging schon gegen Abend hin als wir bei einer türkischen Firma um eine Arbeit anfragten. Umsonst bestiegen wir die fünf Stockwerke.
Unsere Absicht war nach Hause zu gehen so traf ich auf der Brücke Hans der sich eine Fahrkarte nach Schwarzach St. Veit auf dem Verkehrsbüreu kaufen will. Nun so begleitete ich ihn nach dorten wo wir uns die Fahrkarte lösten welche auf 40.36 Lira kam.
Die Nacht lag schon tief über Constantinople als wir bei den Kollegen eintrafen. Hans besorgte sich sein Proviant für die Reise noch. Bald darauf nehmten wir unsere Bündel und gingen zur Ruhe auf grünem Rasen. Hans schlafte wohl auch die letzte Nacht in Constantinople im Freien. Tag für Tag verkleinert sich unser Kreis bis zuletzt keiner mehr hier ist.
Die Morgensonne weckt mich aus dem tiefen Schlaf und es war schon 7 h. Schnell schnallte ich den Bündel zusammen und marschierten zu unserem Hotel. Freund Herrman scheidet mit heutigem Datum den 14. V. aus unserer Runde nach Izmit zu einem Dockbau. Bis zum Schiff begleiteten wir ihn und nahmen Abschied auf viel Glück und ein fröhliches Wiedersehen in der Heimat.
Schleunigst mussten wir nach Hause gehen um Hans auf den Bahnhof zu begleiten. Der Zug stand schon bereit als wir eintrafen. Die Glocke tönt schon wieder gellend durch den Peron und es war Zeit zum einsteigen. Die Koffer hatte ich schon versorgt wo er einen schönen Fensterplatz bekommen hat. Nach wenigen Minuten rollte die Abschiedsstunde heran und ich übergab ihm die herzlichsten Grüße der Heimat, meinen Eltern u. Geschwistern mit. Den Hut noch schwingend, tönende Worte noch klingend auf eine glückliche Reise gab ich ihm das letzte Geleite.
Nachmittags klopften wir wieder bei den Firmen an, aber es war alles umsonst. Kein Übersee-Dampfer wollte anlangen so dass wir die Türkei verlassen konnten. Auch dieser Tag neigte sich zu Ende. Das Lager zählte heute nur noch 4 Mann. Auf Rasen liegend zwischen duftigem Gesträuch hab ich mich entschlossen Morgen mir die Fahrkarte zu lösen nach Österreich.
Bis heute habe ich die Hoffnung nicht aufgegeben aber mich zwingt es dazu bevor in die Steuern hineinfalle. Mein Gedächtnis arbeitete noch tief in die Nacht bis mich der Schlaf umwunden hat.
Der Luzian weckte mich aus dem Schlaf als e 7 h war. Leute spazierten schon im Park herum so dass wir uns gleich aus dem Staub machen mussten. Von Freunden haben wir erfahren, dass zwei Wärter im Französischen Hochspital aufgenommen werden. Nach langem Suchen fanden wir endlich das Spital. Da der Direktor momentan nicht anwesend war hielten wir uns sich im Wartesaal auf. Es wurde Mittag als uns der Direktor einen endgültigen Bescheid gab. Trost und hoffnungslos auf eine Arbeit verließ ich das Spital. In der Russen-Küche stillten wir den Hunger.
Nachmittags gegen 4 h löste ich die Fahrkarte nach Schwarzach St. Veit. Bei einem Juden kaufte ich noch einige Ansichtskarten von Constantinople zur Erinnerung des Orients.
Hell leuchten die Sterne am Himmel und es zeigt sich eine herrliche Maiennacht an. Zum letzten mal trag ich den Bündel zum Lager hinaus. Es war schon Mitternacht als ich u. Kosta am Wege des Parks gingen. Da wir von Militaristen verfolgt wurden konnten wir die alte Liegestädte nicht aufsuchen. Nun marschierten wir durch die Stadt, so dass wir endlich ins Freie kamen. Vor einer Moschee am Fuße des Marmara-Meeres legten wir uns nieder.
Bis tief in die Nacht hinein beraten wir verschiedenes noch. Hell leuchtet das Sternenmeer hernieder und die Wellen schlugen leise an die Ufer. Das Getöse u. Pfeifen der Schiffe hört man noch ab u. zu einmal, so wurde es allmählich still. Nur der Leuchtturm von Asiatischer Seite her beleuchtet uns noch. Starrend blickte ich nochmals in die See hinaus. Meine Gedanken kämpften noch mit der Zukunft bis endlich mich die Müdigkeit niederstreckte.
Der 20. Mai brach heran unter hellem Sonnenschein als ich erwachte. Schnell packten wir die Decken zusammen und kamen nach halbstündigem Springen im Hotel Salonike an. Freund Leo weckten wir aus dem Schlaf. Bald darauf öffnet der Diener die Tür. In aller Eile rüstete ich mich zur Abfahrt.
Unter Begleitung von Kosta u. Leo die mir das Gepäck trugen ging ich auf den Bahnhof. Leo versorgte mir das Gepäck im Wagen unterdessen ich mich bei der Polizei abfertigen lasse. Luzian kam auch noch in aller Eile daher und mit klopfendem Herzen drückte ich ihnen die Hände auf eine glückliche Zukunft. Die Signal-Glocke ruft tönend ihre Abfahrtsklänge u. nochmals vereinten sich die Hände auf ein glückliches Wiedersehen in der Heimat.
Die Räder des Zuges setzten sich in Bewegung. Trotz allem was ich in Constantinople mitgemacht verließ ich ungern diese wunderbare Gegend. Die winkende Hand gab ihnen noch die letzten Grüße. In Gedanken versunken starrte ich ins Freie hinaus und bekämpfte meine Zukunft.
Die Sonne brannte stark hernieder als der Zug mich durch ein großes Steppen-Gebiet führte. Um den Durst zu stillen nahm ich ab u. zu eine Zitrone. Einige Stunden ging es dem Meere entlang dahin. Zwei Türkische Kaufleute die sich in meinem Kupee befanden störten mich bei meiner Nachdenklichkeit über mein Schicksal. Auch ich versuchte aus diesen Träumereien herauszukommen und gab ihnen so gut es mir möglich war Antwort.
Da sie aber kein Deudtsches Wort verstanden konnte ich kein weiteres Gespräch mit ihnen anfangen. Oft u. oft fallen wieder Worte auf mich aber leider hab ich es nicht verstanden. Die größte Freude u. Interesse hatten sie an den Ansichts-Karten v. meiner Heimat u. Umgebung die ich ihnen zeigte.
18. Mai 7 h früh traf ich in Belgrad ein. Nach zweistündigem Aufenthalt schnaufte das Dampfross durchs schöne Bosnien weiter. Von Belgrad aus bekam ich ein Deutscher Fahrgast mit dem ich mich mit einigen Schachpartien unterhaltete.
Glücklich bin ich auf Heimatlicher Erde gelandet. In Zell am See stieg ich aus mit der Hoffnung dass ich in Uttendorf Arbeit bekäme, aber das Schicksal verfolgte mich weiter, vergebens war die Suche nach Arbeit. Hab mich mit langem Kopfzerbrechen entschlossen nach Achensee zu fahren. In den Nachmittagstunden dort gelandet, und mit dem Abendzug endgültig nach der Heimat abgefahren.
Um 3 h früh in Langen angelangt v. d. noch zu Fuß nach Stuben, Zürs – Lech u. abends zu Hause angelangt. Jenes Wiedersehn bleibt mir stets in Erinnerung. Nach 6 Wochen bekam ich Arbeit als Mineur bei einem Strassenbau in Dafins, Arbeit bis in den Herbst hinein.

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