Freitag, Dezember 08, 2006

25. August bis 25. November 2004


















































































Dies ist ein Bericht von meinem bisher längsten Türkeiaufenthalt (3 Monate, vom 25. August bis 25. November 2004). Nachdem ich schon lange von einem mehrmonatigen Türkeiaufenthalt geträumt hatte ist mein Traum dieses Jahr Ende August Wirklichkeit geworden. Ich habe September und Oktober unbezahlten Urlaub bekommen und die restliche Zeit im August und November nahm ich Zeitausgleich und „normalen“ Urlaub.
So war es schon ein besonderes Gefühl als ich am 25. August spät abends in der Maschine von Germanwings neben einem Freund – am Flughafen getroffen - saß und 3 Monate Türkei vor mir hatte. Den deutschen Billigflieger kann ich nur empfehlen – immer pünktlich und professionelle Abfertigung vor und nach dem Flug.
Hier noch ein super Link dazu: http://www.flughammer.de/flug/index.html. Ist eine echte Hilfe für die Reiseplanung und um wirklich billige Flüge zu finden!
Mein erstes Ziel war wie so oft Mugla. Obwohl dieser Abstecher zu Freunden im Südwesten der Türkei meine Zeit im Bus nach Kappadokien verdoppelt ist er schon fast Tradition.
Ich hatte ein wenig Angst, dass die Ankunft in Istanbul um 2 Uhr 35 in der Nacht ungemütlich sein könnte wenn kein Freund am Flughafen wartet bei dem man dann ausschlafen kann - wie im Frühjahr!
Allerdings lief dann alles ganz gut. Ein Flughafenbus wartet auf die beiden Flüge von Germanwings aus Stuttgart und Köln und bringt die Passagiere in die Stadt oder mich nach Harem (Busbahnhof auf der asiatischen Seite). Dort musste ich nicht lange auf einen Bus nach Izmir warten. Die gleiche Erfahrung machte Peter 2 Monate später mit einem Bus nach Ankara. Die Weiterfahrt von Izmir nach Mugla (oder von Ankara nach Kappadokien) ist kein Problem.
Immer wieder haben Leute Fragen zu so langen Busfahrten (10 – 12 Stunden). Ich kann nur sagen, dass ich seit der Einführung des Rauchverbots im Bus auch längere Fahrten meist genieße.
Schon seit Jahren wird mit vernünftiger Geschwindigkeit gefahren, nach etwa 3 Stunden Fahrt gibt es eine ½ stündige Pause an einer Raststätte (wo man u. a. essen, trinken, telefonieren, auf ein WC gehen und einkaufen kann) und es gibt je nach Gesellschaft auch an Bord ein mehr oder weniger gutes Service.
Das alles zu einem sehr günstigen Preis - jedenfalls für Westeuropäer - z.B. von Istanbul nach Kappadokien kostet die Fahrt nicht viel mehr als 15 Euro.
Nur die primitiven Action- u. Gewaltvideos, die bei einer Nachtfahrt in den Abendstunden von wirklich jeder mir bekannten Busgesellschaft dem Fahrgast zugemutet werden trüben meine Begeisterung für dieses Verkehrsmittel. Dass dieses Angebot den Geschmack der meisten Passagiere treffen soll bleibt für mich eines der Geheimnisse, die dieses Land auch nach 10 Jahren für mich hat.
Bei der Fahrt am Tag bleibt der Video dem Fahrgast erspart und so kam ich am späten Nachmittag ohne Zwangsbeglückung in Mugla an.
Diese kleine Provinzhauptstadt war und ist für mich ein Ort den ich gerne besuche. Wenn du dir die anderen Seiten dieser Homepage ansiehst (z.B. Ein etwas anderer Urlaub) erfährst du auch warum. Meine Freunde in dieser Stadt sind aber der Grund warum ich fast bei jeder Türkeifahrt einmal dort bin.
Diesmal konnte ich nur eine Nacht und einen Tag bleiben da ich gleich zu Beginn meines Urlaubs in Ortahisar Besuch erwartete. Aber wie jedes Mal hat sich auch ein kurzer Tag in Mugla gelohnt – diesmal war in einem der Gästehäuser von meinen Freunden gerade eine Gruppe aus Österreich!
Am Abend ging es mit Nachtbus (und Videobelästigung) weiter nach Kappadokien.
Ein Nachteil von meinem romantischen alten Haus in Kappadokien ist, dass nach einigen Monaten - auch wenn verschlossen und unbenutzt - gründliches Staubabwischen (bzw. –saugen) angesagt ist. Wie alles hat auch Romantik einen Preis! So verbringe ich meist mehrere Stunden vor einem Gästeempfang mit Reinigungsarbeiten aber da ich mich auf Besucher freue ist das nicht ganz so schlimm.
Dass Türken weniger Wert auf Ordnung und Sauberkeit im Hof, auf der Terrasse oder rund ums Haus (kurz: außerhalb von geschlossenen Räumen) legen als Mittel- oder Westeuropäer verringert den Aufwand nicht obwohl mir da Zübeyde fast immer verständnisvoll und fleißig hilft.
Zübeyde und Arif leben mit Kindern Müslüm und Yasemin im „neueren“ (ist aber vielleicht auch schon 30 oder 40 Jahre alt) Teil des Hauses. Den kleinen Hof, die Terrasse und die beiden Hauseingänge (unten und oben) benutzen wir gemeinsam.
Trotz der zusätzlichen Arbeit freut mich Besuch. Diesmal kam Eugen – wir kennen uns schon seit unserer Schulzeit – mit seiner Familie für einige Tage. Sie machten übrigens auch eine Ballonfahrt und waren begeistert. Für unsere Verhältnisse ist es sehr preiswert (etwa 100 Euro) und es gibt wohl kaum eine interessantere Landschaft dafür als Kappadokien. Ich hab mir diesen Spaß allerdings noch nicht geleistet. Für mich gibt es immer noch zu viel vom Boden aus zu entdecken!
Leider nur sehr kurz war der Besuch von Manfred und Debrah und ihren Freunden aus Deutschland. Sie wollten noch mehr von der Türkei sehen und ihr nächstes Ziel war der heiße Südosten.
Nur kurz getroffen habe ich mich eigentlich auch mit Gerhard und Erika, die diesen September schon zum dritten Mal Ortahisar einen Besuch abgestattet haben und sogar schon ein wenig Türkisch sprechen! Aber ihnen geht es genauso wie mir – langweilig ist ihnen in Kappadokien auch nicht!
Obwohl ich nicht deshalb meinen ganzen Urlaub in der Türkei verbringe weil ich Land und Leute nicht mag ist es doch manchmal schön in der Muttersprache reden und davon ausgehen zu können, dass die Empfindungen des anderen nicht allzu verschieden von den eigenen sind.
Ja, nach so viel Jahren Türkei hat das Land immer noch Überraschungen für mich bereit und die unzähligen kulturellen Unterschiede kenne ich wohl noch nicht gut genug um nicht immer wieder mal neu erstaunt zu sein.
Was mich oft verwundert sind unerwartete Frei- (oder/und Ungleichheiten) für den Mann. Ich habe da wohl noch lange nicht ausgelernt und vielleicht schreibe ich später noch etwas dazu.
Warum habe ich 2 Monate ohne Gehalt in Kauf genommen um einmal an einem Stück ein paar Wochen länger in der Türkei zu sein?
Vielleicht der wichtigste Grund dafür war mal auszuprobieren ob einige Leute recht haben wenn sie sagen: „Ja, wenn du nur ein wenig länger in der Türkei leben würdest wäre dies und jenes auch nicht mehr so super für dich.“ Ich konnte ihnen nicht so recht glauben dass durch meine „Urlauberbrille“ alles so anders aussehen sollte.
Teilweise muss ich ihnen jetzt aber doch recht geben. Wenn du 3 Monate an einem Ort lebst bist du nicht mehr ein typischer Urlauber – und das hat Auswirkungen.
Da merkt man, dass „richtige“ Touristen doch ein wenig anders behandelt werden und auf die Frage ob die Freundlichkeiten mancher Leute aus Herzen oder nur berechnend sind gibt es zunehmend eine Antwort.
Von einem echten Touristen bekommt man doch manchmal unerwartet viel Geld und Männer von Touristinnen auch oft noch anderes...
Nun, ich machte ja auch schon die letzten Jahre oft und lange Urlaub in Ortahisar und war für viele auch schon da nicht mehr ein normaler Urlauber. Trotzdem, manches fiel mir diesmal einfach mehr auf als sonst.
Ein weiterer Grund war, dass ich mir von einem längeren Aufenthalt in der Sprache einen gewissen Durchbruch erhoffte.
Dieses Ziel habe ich leider verfehlt obwohl es nicht unerreichbar gewesen wäre. Ich hatte die Monate vor meinem großen Urlaub fürs Türkischlernen keine Zeit und auch in der ersten Hälfte meines Urlaubs war ich nicht genügend motiviert bzw. mich beschäftigte anderes.
Als ich in der zweiten Oktoberhälfte die Motivation wieder gefunden hatte ging es nicht mehr lange bis ich mir ein Pferd kaufte (ja, zusätzlich zu Garip, meinem Maultier!) und mein Arbeitskollege Peter – der Tirolerisch redet - kam. Da war dann eine kurze Lernphase schon wieder zu Ende. Aber ich bin immer noch (oder wieder) sehr motiviert Türkisch wirklich gut zu lernen.
Noch ein Grund waren die Obstgärten und der Wunsch einmal möglichst lange in der Erntezeit dort zu sein.
Für das Ernteerlebnis hätte ich mir aber ein anderes Jahr aussuchen müssen! Leider gab es dieses Jahr durch Fröste in der Blütezeit (Kappadokien liegt über 1000 Meter hoch) einen fast totalen Ernteausfall. So gab es neben Trauben und wenigen Quitten und Äpfeln in meinen Gärten fast gar nichts. Für die Aprikosen wäre ich Ende August sowieso zu spät gewesen aber um die Pflaumen, Birnen und Nüsse tat es mir schon ein wenig leid.
Für mich war die Situation nicht sehr tragisch aber für die einheimischen Obstbauern ist so eine Missernte nicht lustig. Die hatten öfters auch eine Erklärung dafür: Die Strafe Gottes für die unzüchtige Kleidung, die jetzt immer öfter auch Türkinnen trügen.
Eigentlich wäre der Ernteausfall ja die Möglichkeit gewesen mich aufs Türkischlernen zu konzentrieren. Leider war ich diesmal in den ersten Wochen zuwenig motiviert.
So war ich trotz der schlechten Ernte oft in den Gärten (immerhin Trauben gab es genug!) oder mit Garip, meinem Maultier auf Erkundungstouren.
Denn von der kappadokischen Traumlandschaft kann ich wohl nie genug bekommen! Da verstehe ich Leute, die sagen dass die Gegend schön und interessant wäre aber im Großen und Ganzen doch immer wieder das gleiche (vor allem Felsen) einfach nicht.
Ich entdecke nach vielen Jahren nur rund um Ortahisar fast jeden Tag Neues und Faszinierendes. Aber das muss wohl im Detail oder meinen besonderen Augen liegen!
Wenn ich den Ernteausfall auch nicht zum Türkischlernen nutzte hatte er trotzdem eine gute Seite. So hatte ich Zeit die tolle Landschaft endlich ausgiebiger zu erkunden und das wollte ich schon lange!
Bis dieses Frühjahr war ich bei jedem Urlaub auch mit Arbeiten am Haus beschäftigt. Es war das erste Mal dass gar keine Bauarbeiten mehr anfielen (es ist jetzt wirklich ganz fertig und ich hab sogar eine Waschmaschine angeschafft!!).
So wurden – sogar ein wenig unerwartet – meine Kenntnisse (und du wirst es kaum glauben – auch meine Begeisterung!) über die unzähligen kappadokischen Täler und Wandermöglichkeiten größer.
Manchmal war ich alleine unterwegs, manchmal mit Freunden und Gästen und fast immer war mein Maultier, ab Ende Oktober auch mein Pferd dabei. Aber über Toprak, mein Pferd schreibe ich noch.
Mein altes Vorhaben für Freunde und Gäste von einigen Wanderungen Beschreibungen und Skizzen anzufertigen habe ich leider wieder nicht verwirklicht.
Nicht weil ich es nicht für sinnvoll halte oder es nicht will aber es ist einfach sehr schwierig und aufwendig. Ich denke ich müsste dafür wirklich alleine mit diesem Ziel und Stoppuhr, Notizblock und Fotoapparat Wanderungen machen! Dafür habe ich mir auch diesmal keine Zeit genommen aber ich hoffe dass dieser Plan von einer kleinen Mappe mit illustrierten und beschriebenen Wanderungen für meine Freunde doch bald einmal verwirklicht wird.
Na ja, es gibt noch keine Beschreibungen und Skizzen auf Papier aber viele wunderschöne Plätze und Wanderungen in meinem Kopf. Und einige davon habe ich erst diesmal entdeckt. So habe ich zumindest die Grundlage für die Verwirklichung meines Planes verbessert.
Mitte September klappte es auch mit einem lang geplanten Ausflug in das Heimatdorf von Osman, der die Arbeit in meinen Gärten tut wenn ich nicht da bin (und manchmal sogar wenn ich da bin, obwohl dann meist gemeinsam).
„Sein“ Dorf im Taurusgebirge gehört bereits zur Provinz Adana und wäre trotzdem mit dem Auto in nicht viel mehr als 2 Stunden von Kappadokien aus erreichbar.
Wir fuhren aber mit dem Bus über Kayseri und brauchten fast einen Tag, einige Stunden Aufenthalt im schönen Provinzstädtchen Develi eingerechnet. Denn von dort gibt es nur einen Bus pro Tag nach Pekmezli, dem Dorf von Osman. Dieses „Sammeltaxi“ fährt nun mal gegen Abend und ohne genau festgelegten Fahrplan.
Der Dolmusfahrer kennt seine Fahrgäste und wartet bis auch der letzte sein Geschäft in der Stadt erledigt hat.
Bis ins Dorf steigt dann kaum mehr jemand ein oder aus aber es wurde 2 oder 3 x an einer Mühle angehalten. (Auch den Gütertransport übernimmt der Bus und das Brot bäckt man meist noch selbst)
Der Aufenthalt in Pekmezli war für mich einer der Höhepunkte in diesen 3 Monaten. Sicher nicht jeder würde so empfinden aber für mich war sogar die Nacht anders.
Wenn ich schon manchmal in Kappadokien sehr über den Sternenhimmel gestaunt habe schien mir das hier noch phantastischer.
Dafür gibt es eine einfache Erklärung, sagte man mir. Wenn der smogfreie Himmelsblick in der Nacht von keinem Umgebungslicht (wie etwa Straßenbeleuchtung usw.) „getrübt“ wird sieht man die natürlichen Himmelslichter eben konkurrenzlos klar.
Und im Dorf Pekmezli ist es mitten in der Nacht einfach total finster, was man von Ortahisar nicht sagen kann. Da ich meist in der Nacht ein- oder zweimal aufstehen muss und es zum WC (ein WC, d. h. Water-Closet ist das Örtchen streng genommen nicht) in einem Dorf wie Pekmezli noch 20 – 30 Meter im Freien sind hatte ich Gelegenheit den Sternenhimmel im Taurusgebirge zu bewundern. Wenn man schon mal auf und angezogen ist...
Übrigens, „Pekmez“ ist eine Art Traubensirup (mehr oder wenig dünn bzw. dick) und fehlt kaum mal bei einer türkischen Mahlzeit in der Familie. Man kann es ein wenig mit Honig vergleichen.
Pekmez ist sehr vielseitig verwendbar und ich tu es besonders gern ins Yoghurt hinein!
Die Endung li heißt mit und so bedeutet Pekmezli „mit Pekmez“. Ev heißt Haus und evli also „mit Haus“ bzw. verheiratet.
In Kappadokien gibt es Dörfer mit dem Namen Ayvali, Bahceli und Kaymakli. Also „mit Quitten“, „mit Garten“ usw. So, das war jetzt schon fast wie im Türkischkurs aber du siehst die oft sehr fremden türkischen Vokabeln zu lernen ist gar nicht so schwer!
Jedenfalls erleichtern die vielen Buben-, Mädchen-, Familien- und Ortsnamen mit Sinn die Sache mit dem Vokabellernen, finde ich. Übrigens, ganz richtig habe ich vorhin nicht alle Wörter geschrieben. Das liegt daran, dass es im Türkischen einige Buchstaben gibt die wir nicht haben. So gibt es ein i ohne Punkt und ...
Aber das war jetzt genug Türkisch und ich bin außerdem vom Thema abgekommen, ich wollte ja noch etwas mehr über Pekmezli (den Ort) und seine Faszination auf mich sagen.
Ich hab schon oft auf dieser Homepage etwas über die Begeisterung, die ich für das einfache Leben in Kappadokien empfinde, geschrieben.
Leider (natürlich nur für mich!) wird das einfache Leben in dieser touristischen Region doch jedes Jahr etwas moderner, so lebt der Esel manchmal nur noch wegen der Oma - für sie ist es immer noch unverstellbar auf das vertraute Tier zu verzichten - und wird auch fast nur mehr von ihr gebraucht.
Die abgelegenen Dörfer im Taurus sind mit der Modernisierung weniger fortgeschritten und Esel, Maultier und Pferd sind dort noch wesentlich öfter im Einsatz.
Ein Mann, der mir noch lange in Erinnerung bleiben wird ist der blinde Lebensmittelhändler im Ort, der den winzigen, mit allen notwendigen Sachen vollgestopften Laden (bakkal) ganz alleine mit seinem Sohn betreibt.
Der blinde Mann spielt Geige und singt auch, das verkürzt ihm sicherlich manchmal das Warten auf Kundschaft! Als ich dort war nahm er seine Geige und spielte ein paar Stücke. Bald holte noch ein anderer „Dorfmusiker“ sein Instrument und eine kleine spontane Session begann. Gibt es so etwas in unserer modernen Welt?
Nur zu gerne hätte ich als Erinnerung 2 oder 3 kurze Tonfilmchen von diesen Musikern gemacht. Leider konnte ich das nicht weil ich mein Notebook in Ortahisar gelassen hatte und mit dem Speicherplatz von knapp 600 MB (2 x 256 und 2 x 32 MB-Karten) diese Tage auskommen musste.
Irgendwie hatte ich diese Situation befürchtet aber ich hatte mich trotzdem entschieden meinen Laptop in Ortahisar zu lassen und nicht „ins Dorf“ (so bezeichnen meine Bekannten liebevoll den Ort wo sie selbst aufgewachsen sind und Eltern und Verwandte immer noch wohnen) mitzunehmen.
Der Hauptgrund dafür sind die türkischen Dorfkinder vor denen kein elektronisches Gerät sicher ist. Das meinen jedenfalls Leute wie ich, die es gewohnt sind mit ihren Sachen schonend umzugehen. Warum das so ist hat mehrere Gründe. Einer davon ist, dass sie Dinge mit denen man nicht auch spielen kann einfach nicht kennen.
Außerdem ist die Reise ins Dorf mit einem Notebook auch nicht so problemlos. Denn auch die Erwachsenen haben oft kein Gefühl für eher empfindliche Sachen und der Kleinbus ist meist mehr als voll.
Eine super Lösung für dieses Problem wäre ein Gerät wie es Epson mit dem wirklich überall mitnehmbaren „Mediaplayer“ auf den Markt gebracht hat. Leider ist dieser Notebookersatz mit 450 Euro nicht gerade billig.
Unterschiede zu Kappadokien sind die hier viel intensivere Viehhaltung und dass fast in jedem Haus ein Webstuhl steht der auch benutzt wird.
Oft wird hier noch auf offenem Feuer gekocht und das Fladenbrot gebacken. Berge, Vegetation und Viehhaltung (Milchwirtschaft) erinnerte mich ein wenig an meine österreichische Heimat.
Für Leute wie mich, denen touristisch noch unerschlossene Naturschönheiten, einsame Landschaften und ursprüngliches und einfaches - wenn du willst: rückständiges - Leben gefallen lohnt sich ein kleiner Abstecher ins Taurusgebirge auf jeden Fall!
Meine bisherigen Ausgangspunkte Yahyali und Develi sind beide von Kappadokien mit dem öffentlichen Verkehr noch relativ gut zu erreichen, von diesen beiden Städtchen geht es dann etwas mühsamer und nicht mehr häufig mit dem Kleinbus in die Dörfer weiter.
Es ist vielleicht auch besser mit dem eigenen Auto unterwegs zu sein da man dort noch weitgehend nicht auf Touristen eingestellt ist und es in den Dörfern fast ausnahmslos keine Pensionen und Gasthäuser gibt. Ich bin nur durch Freunde (Leute die jetzt in Kappadokien leben aber von dort sind) in die Dörfer im Taurusgebirge gekommen und war bei ihnen Gast. Ehrlich gesagt weiß ich nicht wie die Unterkunfts- und Verpflegungsmöglichkeiten für einen „normalen“ Touristen sind. Deshalb vielleicht doch lieber mit (Leih)auto...
Ende September bin ich für eine Woche nach Mugla und Izmir zu Freunden gefahren. Über Mugla und meine Freunde dort hab ich schon öfter etwas gesagt.
Wir haben auch 3 Tage auf einem wunderschön gelegenen Campingplatz zwischen Marmaris und Datca verbracht.
Zu dieser Zeit war der hauptsächlich von türkischen Urlaubern genutzte Platz schon fast ausgestorben und wir hatten die Qual der Wahl beim Platzaussuchen. Noch vor wenigen Wochen war die Situation hier völlig anders und wohl kaum ein Plätzchen zu haben...
Jetzt war es auf dem Campingplatz aber ruhig und richtig nach meinem Geschmack. Herrliches Wetter, eine fast einsame Bucht und Temperaturen wie ich sie mag. Und 3 Tage Baden mit Freunden und nicht viel tun ist ab und zu wirklich schön.
Wochenlang nur am Strand wäre aber nichts für mich. Außerdem kannten meine Freunde eine Pferdefarm nicht allzu weit vom Campingplatz und so waren wir an 2 Tagen auch reiten.
So weit ich mich erinnern kann bin erst 2 x vorher in meinem Leben auf einem Pferd gesessen, mal von Garip, meinem Maultier abgesehen.
Aber Kathi, eine Studentin aus Wien wollte in etwa 10 Tagen auf Besuch kommen und gerne in Kappadokien reiten.
So war ich motiviert die Sache mit dem Reiten noch mal zu probieren. Nur dass es mir diesmal soooo gut gefallen würde konnte ich nicht ahnen! Hier war die ganze Sache völlig anders als vor 25 Jahren bei meinem ersten (und letzten) Versuch mit dem Pferdesport in einem Reitstall im Montafoner Schruns.
Ein kleiner Ausritt mit Freunden auf unscheinbaren türkischen „Cowboypferden“ über braune Felder und durch einen Wald fand ich diesmal wunderschön. Kein Vergleich zu einem sterilen Reitplatz und wo du den Eindruck hast dass wohl alles falsch ist was du machst.
Offenbar scheint diese Art zu Reiten wie Klettern und Bergsteigen etwas zu sein das eine besondere Faszination auf mich ausübt und mich gleich mehrfach anspricht.
Beim Klettern ist es Sport und Naturerlebnis die zusammenkommen und beim Reiten kommt zu diesen beiden Dingen wohl meine Liebe zu Tieren noch dazu.
Trotzdem habe ich noch nicht gedacht, dass schon 1 Monat später ein Pferd neben Garip, meinem Maultier im Stall stehen würde. Dazu brauchte es noch eine Erfahrung in Ortahisar.
Die machte ich mit Hasan, einem alten Bekannten, etwas später. Für Kathi, meinen jungen weiblichen Besuch aus Wien war es nicht das geringste Problem sein Pferd zu bekommen. Natürlich war zum Ausritt mit Kathi neben dem Pferd auch er selbst frei.
Als ich dann alleine einen Ausritt machen wollte war es nicht mehr möglich weil das Pferd immer anderweitig benötigt wurde. Da verstand ich wieder etwas besser, dass die Türkei nicht nur mir sondern auch Frauen sehr gut gefallen kann!
Und mir kam zum ersten Mal der Gedanke von einem eigenen Pferd...
Die Tage in Mugla und Umgebung Ende September mit baden und reiten mit Freunden waren echt schön und ich wollte auch noch Ali und Barbara in Izmir besuchen.
So war ich dann auch noch 2 Tage in Izmir, das ungefähr 3 Busstunden nordwestlich von Mugla ist. Izmir ist eine Millionenstadt und war Ende September noch sehr heiß und schwül, ein auffallender Gegensatz zu den zu dieser Zeit bereits kühlen Nächten in Inneranatolien.
Neben guten Einkaufsmöglichkeiten hat die Stadt aber nicht viel außergewöhnliches zu bieten, zumindest findet man wohl alles auch sonst wo in der Türkei. Aber der Grund für meinen Besuch waren auch nicht Sehnenswürdigkeiten. Nun, da ich schon so persönlich schreibe sollte ich mich jetzt korrigieren.
Ich hab noch nie so ein hübsches, einfaches, liebevoll eingerichtetes Zuhause wie das von Ali und Barbara, gesehen.
Und nicht weit von ihrer heimeligen, kleinen Wohnung gibt es eine wirklich sehr schöne und vor kurzem renovierte, alte christliche Kirche.
Und das ist jetzt sehr außergewöhnlich: In dieser alten Kirche trifft sich eine kleine türkische christliche Gemeinde zu Gottesdiensten.
An dieser Stelle etwas zur Religion. Obwohl der christliche Glaube über viele Hunderte von Jahre in dem Gebiet der heutigen Türkei sehr stark verbreitet war ist die Türkei heute zu 99,9 Prozent moslemisch (nach einer Quelle aus dem Jahr 2000 genau: 99,64).
Es ist eine Ironie der Geschichte, dass der Apostel Paulus aus Tarsus kommt und mit Barnabas die erste Missionsreise in Antiochien begann. Beide Orte sind in der heutigen Türkei.
Noch 1900 betrug der Anteil der christlichen Bevölkerung im Gebiet der heutigen Türkei über 20 %, heute sind es nur noch etwa 0,30 % und die meisten dieser Christen sind Ausländer oder ethnische Minderheiten, d. h. keine wirklichen Türken.
Es gibt aber noch immer viele Zeugnisse einer christlichen Vergangenheit wie die Felsenkirchen in Kappadokien, die Kirchen in den georgischen Tälern, armenische Kirchen im Osten und viele andere oft dem langsamen Verfall preisgegebene alte Gottesdienststätten in fast jedem Teil der Türkei.
Eine alte Kirche die ihre ursprüngliche Bestimmung wieder gefunden hat (ich denke diese Kirche in Izmir ist aus dem 19. Jhd.) und in der sich Menschen wieder zum Gottesdienst versammeln ist aber äußerst selten in der Türkei.
Heute bestimmt der Islam das tägliche, gesellschaftliche und kulturelle Leben in der Türkei besonders auf dem Land sehr stark und der Einfluss der Moschee auf Gesellschaft und den einzelnen ist sehr groß, ganz im Gegensatz zu Europa, wo die christlichen Kirchen kaum mehr etwas „zu sagen“ haben.
Ein Türke zu sein bedeutet auch ein Moslem zu sein, wenn manchmal auch nur dem Namen nach. Etwas anderes ist einfach undenkbar und ein Widerspruch in sich.
Nachdem ich auch noch meinen alten Freund Joachim getroffen habe fuhr ich wieder nach Kappadokien zurück. Ich nahm wieder einen direkten Nachtbus und mit der rechten Müdigkeit ist auch eine Nachtfahrt empfehlenswert, von der Videounterhaltung abgesehen.
In Ortahisar angekommen war es auch schon Zeit endlich ein Großteil der Trauben zu Pekmez zu verarbeiten.
Offen gesagt, ich schätze und genieße Pekmez jetzt noch bewusster seit ich weiß wie viel Arbeit nötig ist um diesen Saft zu produzieren!
Dann kam Kathi für etwa 10 Tage und lange genug um einige meiner alten Freunde noch ein wenig besser kennen zu lernen.
Über die Sache mit dem Pferd habe ich ja schon etwas geschrieben. Und ohne diese anfänglich doch etwas ärgerliche Erfahrung hätte jetzt wohl Toprak, mein eigenes Pferd, nicht.
Wie oft habe ich in meinem Leben schon dieses wunderschöne Versprechen von Gott eingelöst gesehen: Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alles zum Besten mitwirkt.
Ja, wenn ich wie ohne Probleme (wie mein weiblicher Gast!) ab und zu von meinem Bekannten sein Pferd für ein paar Stunden bekommen hätte wäre ich wohl noch eine Zeitlang damit zufrieden gewesen.
Im nachhinein freue ich mich aber, dass ich jetzt ein echt schönes (für meinen Geschmack zumindest!) und junges Pferd habe, dem ich den Namen Toprak (Erde) gab.
Ich finde Toprak klingt gut und ist passend für den 5-jährigen Hengst. (Diesmal denke ich, dass die Altersangabe des Verkäufers wirklich stimmen könnte!) Denn sein manchmal in der Sonne rötlich schimmernde Fell erinnert mich ein wenig an die oft ins rot gehenden Farben der Erde und Felsen in Kappadokien.
Das Pferd war mager und machte bei unserem ersten Treffen ( das war übrigens um 9 oder 10 Uhr abends, Toprak angebunden vor der Stammkneipe des Verkäufers) einen eher verwahrlosten Eindruck auf mich. Aber es hatte auch eine lange und wohl ungemütliche Reise von einer Yayla bei Kayseri nach Ortaisar hinter sich und ich musste mich auch nicht sofort entscheiden. Ich durfte ihn mit nach Hause nehmen und 1 – 2 Tage „ausprobieren“!. Außerdem war der Preis wirklich mehr als okay.
Mitte/Ende Oktober ist wohl auch eine gute Zeit in Kappadokien ein Pferd zu kaufen. Denn eine Beziehung zu ihrem Tier haben in der Türkei wohl die wenigsten und im Winter ist es im Stall nur ein Fresser der nichts bringt.
Toprak ging mit mir gleich willig die knapp 100 Meter nach Hause und in seinen neuen Stall. Er hatte noch einen Riesenappetit und ich legte mich bald schlafen. Liebe auf den ersten Blick war es nicht gerade aber am nächsten Tag gefiel mir das eher kleine, magere Pferdchen schon viel besser. Ich und mein Maultier sind in der Zwischenzeit begeistert von Toprak.
Mit meinem Maultier habe ich mich diesbezüglich natürlich nicht unterhalten aber da die beiden einfach unzertrennlich sind nehme ich es an! Unzertrennlich ist wirklich fast buchstäblich zu verstehen denn wenn ich Toprak aus dem Stall hole kann meine Maultierdame es kaum mehr erwarten nachzukommen.
Es ist auch kein Problem mit beiden einen Ausflug zu machen, selbst wenn ich es mit dem Pferd eilig habe lässt sich Garip normalerweise nicht „abhängen“.
Bisher hat mir mein sonst total lieber Garip auch meist nach 2 – 3 Stunden warten im Garten (oder sonst wo) Probleme gemacht. Da wurde es ihm scheinbar mit der Zeit zu langweilig und einige Male riss er aus und ich konnte mich auf die Suche nach meinem Maultier machen. Langeweile oder Angst scheint es jetzt nicht mehr zu geben! Ohne Spaß – ich wusste gar nicht dass Maultiere und Pferde noch weniger gerne alleine sind als Menschen!
An dem Tag als Kathi nach Konya zurückfuhr fing der Fastenmonat an. Und es war das erste Mal, dass ich die Fastenzeit vom ersten bis zum letzten Tag miterlebte.
In diesem Monat wird von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang nichts gegessen und getrunken. Auch Rauchen und noch andere „Vergnügungen“ sind verboten.
Sehr, sehr früh am Morgen (ich denke mindestens 1 ½ Stunden vor Sonnenaufgang) gehen Trommler durch die Strassen um – ich nehme an vor allem die Frauen aufzuwecken, damit für die Essenszubereitung und das Essen genügend Zeit bleibt.
Ich muss sagen, dass mich besonders am Anfang die Ernsthaftigkeit und Disziplin der Leute ungemein beeindruckt hat. Sehr überrascht hat mich, dass ich auch starke Raucher ohne Zigarette sah. Nachdem ich nun mehrmals etwas von der Fastenzeit und diesmal den Fastenmonat zur Gänze miterlebt habe bin ich immer noch beeindruckt, obwohl nur ein Teil von meiner ursprünglichen Bewunderung übriggeblieben ist.
Jedenfalls laufen im Fastenmonat buchstäblich die Uhren anders. Das Leben läuft sozusagen auf Sparflamme.
Viele Geschäftszeiten sind eingeschränkt, Handwerker und Arbeiter arbeiten weniger als sonst (oft nur wenige Stunden, jedenfalls untertags) und wer es sich nur irgendwie einrichten kann macht die Nacht zum Tag und umgekehrt.
Im Grunde wird im Fastenmonat mehr und besser gegessen als zu jeder anderen Zeit und deshalb sollte es dich nicht wundern, dass die Leute an Gewicht eher zu- als abnehmen.
Damit will ich nicht sagen, dass absolutes Fasten von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang (besonders im Sommer!) nichts ist aber wenn die Zeit dazwischen jede Menge gegessen und getrunken und der größte Teil der Zeit in der man enthaltsam ist (fastet) verschlafen wird ist es vielleicht doch nicht so außerordentlich schwer.
Dass Geschäfte und Läden teilweise vormittags geschlossen bleiben und auf dem Dorf und in kleinen Städten Gaststädten nicht geöffnet sind ist auch für den Reisenden von Bedeutung.
Wenn du im Fastenmonat unterwegs bist hast du eventuell auf dem Land Probleme ein Mittagessen zu bekommen. Das gilt natürlich nicht für ausgesprochene Touristenorte (in Kappadokien Göreme).
Im Fastenmonat bestimmt der Islam noch mehr das Leben als sonst. Die Moscheen sind viel stärker besucht und auch die Frauen gehen zu bestimmten Zeiten in die Moschee.
Die übrige Zeit besuchen in Kappadokien die Frauen die Moschee normalerweise nicht und verrichten die Gebete zuhause.
Auch das Fernsehprogramm ist stark vom Ramadan geprägt und die Religion ist in diesem Monat fast jedem sehr wichtig, jedenfalls wichtiger als sonst. Hochzeiten mit ihren weltlichen Vergnügungen gibt es im Fastenmonat deshalb kaum.
Am Ende des Ramazan steht das mehrtägige Zuckerfest, das mich fast ein wenig an meine eigene Kindheit vor 40 Jahren erinnert. Ähnlich wie uns zu Weihnachten wird den Kindern zum Zuckerfest oft neue Kleidung gekauft und alle laufen total schick und neu eingekleidet herum.
Auch wir sind am Neujahrstag zu Nachbarn und Verwandten gegangen um ihnen Neujahr „anzuwünschen“ und Taschengeld einzusammeln. Auch in Kappadokien sind Kinder unterwegs und beglückwünschen Nachbarn und Bekannte zum Feiertag – in derselben Erwartung.
Ende Oktober hatte ich das Glück von „Crazy Ali“, dem Gedichte schreibenden Antiquitätenhändler ganz unerwartet zur einer Nachtwanderung bei Vollmond mitgenommen zu werden. Ali ist, wie sein selbstgewählter Beiname schon andeutet, nicht unbedingt „normal“ für türkische Verhältnisse.
So ist in seinem Laden gewöhnlich der Preis den er sagt, auch der den er wirklich meint und möchte, also ohne Raum für das typisch türkische Feilschen. Ob das für ihn immer von Vorteil ist bezweifle ich.
Aber „Geschäftemachen“ scheint bei ihm auch nicht oberste Priorität zu sein, ich denke Unterhaltung und besonders wenn jemand Interesse an seinen Gedichten (teilweise ins Englische übersetzt) hat freut ihn mehr als ein gutes Geschäft.
Seine Mondscheinwanderungen macht er nur mit Touristen weil Türken es - nach seiner Meinung - nicht schaffen für ein paar Stunden still zu sein. Das ist nämlich eine Bedingung, dass während der Wanderung nicht (oder fast nicht) gesprochen wird.
Ich verstehe Ali zweifach gut. Es ist wirklich am schönsten wenn man bei diesen Wanderungen kaum etwas spricht und die herrliche Landschaft und Stille genießt und für die meisten Türken ist nun mal nicht ganz leicht still zu sein.
Übrigens, direkt neben seinem Laden ist die bescheidene Touristeninformation von Ortahisar und gegenüber ein wirklich schöner Teegarten und das neu eröffnete Museum, das einen Besuch und den Eintritt von etwa einem Euro wert ist. Es ist klein aber gibt einen ansprechenden Einblick in das traditionelle alltägliche Leben der Region.
Wenn man nicht einen etwas versteckten Nebeneingang zum Museum wählt führt der Weg zum Museum durch ein von Einrichtung und Stil her sehr schönes Lokal. Leider sind die Preise für örtliche Verhältnisse etwas hoch. Trotzdem ist man hier durch das schöne und noble Ambiente auf einen höheren Preis eingestellt, was man bei überhöhten Touristenpreisen in der Region nicht immer sagen kann.
In Avanos und Ürgüp bin ich schon einige Male in dieser Hinsicht negativ überrascht worden. Nachdem wir uns bewusst in ein sehr einfaches und „billig“ ausschauendes Lokal gesetzt und deshalb auch gar nicht nach den Preisen gefragt haben gab es eine Überraschung bei der Rechnung.
Ein Warnsignal sollte in einem „billig“ ausschauenden Lokal sein wenn du nach Sonderwünschen gefragt wirst, z. B. ob es eine große Tasse Tee sein soll, das Pide mit zusätzlichem irgendwas, z.B. Ei usw.
Da kann man fast sicher sein, dass diese kleinen „Sonderleistungen“ in erster Linie dazu geschaffen sind um von Touristen teuer bezahlt werden.
Gleich nach dem Preis zu fragen ist vielleicht unangenehm aber zahlt sich im wahrsten Sinne des Wortes aus. (Wenn es dir nicht egal ist ob du einen ortsüblichen Preis bezahlst oder nicht)
Die Hauptattraktion von Ortahisar, der Burgfelsen bzw. „Kale“ kann seit einem Jahr aus Sicherheitsgründen eigentlich nicht mehr offiziell bestiegen werden. Das hindert die örtlichen Autoritäten aber nicht speziell für Reisegruppen den abgesperrten Eingang aufzuschließen. Nicht gerade logisch oder einsichtig für mich aber sehr türkisch!
Eine weitere Neuheit ist, dass die Arbeiten am neuen Park (von wo man einen tollen Blick auf den Burgfelsen und einen Teil des alten Dorfes hat) wirklich vorangeschritten sind und er bald ganz fertig sein dürfte.
Für meinen ganz persönlichen Geschmack passt so ein Ding nicht wirklich in das immer noch bäuerliche Dorf Ortahisar aber wenn es schon sein muss – er ist immerhin recht schön geworden.
Ja, eigentlich wollte ich noch etwas zu einer Nachtwanderung bei Vollmond in Kappadokien sagen. Ich habe jetzt schon einige Mondscheinwanderungen in Kappadokien gemacht – meist mit Ali – und diese (nur vorläufig!) letzte begeisterte mich nicht weniger als die erste vor etwa 5 Jahren.
Es ist ein wirklich unbeschreibliches Erlebnis im Mondschein durch Täler mit bizarren Felsformationen zu wandern, die im Licht des Mondscheins nur noch fantastischer und märchenhafter ausschauen!
Wenn du etwas außergewöhnliches in Kappadokien erleben willst – es muss nicht unbedingt eine Ballonfahrt sein.
Ich denke eine Nachtwanderung im Mondschein ist ein unvergessliches Erlebnis und wenn du einen absolut ortskundigen Führer möchtest empfehle ich dir „Crazy Ali“, den Antiquitätenhändler neben der Touristeninformation.
Bei der Nachtwanderung Ende Oktober habe ich Robert, einen sehr gut Deutsch sprechenden Irländer kennen gelernt und wir haben dann noch einige Wanderungen (wieder bei Tag) miteinander gemacht.
Einige Tage später kam dann auch Peter mein Arbeitskollege aus Österreich und durch unseren irischen Freund lernten wir Hubert kennen, der für ein paar Tage in der Gümüs – Pension einquartiert war.
Dieses einfache Hotel in der Nähe vom Postamt hat einen vernünftigen Preis und netten Inhaber – empfehlenswert!
Da wir alle die Meinung hatten, dass man in Kappadokien am besten zu Fuß unterwegs ist verging kaum ein Tag wo wir nicht miteinander eine Wanderung machten. Ich konnte gar nicht anders als fast überall auch Toprak und Garip mitzunehmen.
Und seit ich Toprak habe bin ich vom Reiten restlos begeistert!
Garip hatte meist die Aufgabe unser Gepäck zu schleppen bis Tomoko, die japanische Freundin von Robert, Garip auch als brauchbares Reittier entdeckte.
Denn zumindest mit mir auf dem Rücken hatte Garip zuvor wenig Lust gezeigt besonders schnell die Distanz von einem Ort zum andern zu überbrücken, was mein Maultier immer viel mehr interessierte war das Fressen am Wegrand unterwegs!
Doch mit dem Pferd als „Vorbild“ und Tomoko oder Müslüm im Sattel zeigte sich Garip jetzt oft von einer anderen Seite und wollte Toprak meist auf den Fersen bleiben.
Ich würde gerne einmal eine mehrtägige Wanderung mit Pferd und Maultier unternehmen! Noch schöner wäre das wohl in einer kleinen Gruppe von 2 – 4 Leuten. Mal sehen ob daraus was wird – aber wenn mir noch vor einigen Jahren jemand gesagt hätte, dass mal in meinem Stall ein Maultier und ein Pferd stehen würden... Ich hätte es nicht geglaubt!
Kappadokien ist nicht nur was besonderes für Ballonfahrer, ich denke dass es zum Wandern und Reiten auch außerordentlich attraktiv ist. Kleinere Reitställe gibt es übrigens fast in jedem bekannteren Ort, in Avanos sogar mehrere.
Etwas Sorgen mache ich mir um meine Tiere in der Zeit wo ich nicht da bin. Zuletzt hatte sich Müslüm, der Junge im Haus um mein Maultier gekümmert. Müslüm ist ein ungewöhnlich lieber und freundlicher Junge aber auf der anderen Seite nicht unbedingt ein Pferdenarr und so habe ich doch etwas (ich denke berechtigte) Zweifel ob er das neben der Schule wirklich gut machen wird.
So suche ich zuerst Alternativen. An Angeboten mangelt es nicht (wegen der Möglichkeit Geld zu verdienen) aber ich finde es nicht leicht einen geeigneten und guten Platz für Tiere in der Türkei zu finden, d.h. bei jemand der es nicht nur wegen des Geldes gern macht.
Obwohl ich wahrscheinlich überdurchschnittlich tierliebend bin sind meine Sorgen hier nicht ganz unbegründet, die meisten in der Türkei lebenden Ausländer mit denen ich gesprochen habe (und manchmal auch Türken selbst) empfinden da ähnlich. Aus Freude oder Liebe zu Tieren hält man in der Türkei normalerweise kein Tier, auch nicht einen Hund.
Hunde sind Kettenhunde, deren Aufgabe es ist das Haus zu bewachen oder sie „dürfen“ halb wild herumstreunen und sich Fressen und Schlafplatz selber suchen.
So einen „glücklichen“ und intelligenten Streuner habe ich ein paar Tage vor meiner Abreise am 25. November noch „adoptiert“.
Hier mal kurz ein paar Worte (und eine Entschuldigung) zu meinen Bildern, die auf meiner Homepage den Text „auflockern“ sollen. Obwohl ich versuche, dass Text und Bilder nicht völlig zusammenhanglos sind gelingt mir sehr selten der Idealfall, dass ein Bild unmittelbar neben dem Text, den es illustrieren soll, steht.
Diese Sache solltest du also nicht so eng sehen, denn die Fotos sind leider fast nie an der richtigen Stelle!
Die Hündin hier ist aber der Streuner mit dem ich Mitleid hatte und jetzt im Winter sicher froh ist um die warme Bleibe im Stall.
So jetzt aber zurück zu meiner Herbergssuche für Toprak und Garip (Pferd und Maultier).
Kurz sah es so aus als ob ich dabei Glück hätte. Ein junger, sympathischer türkischer Mann von dem ich völlig überzeugt bin dass er wirklich gerne nach meinen Lieblingen geschaut hätte – und das nicht wegen dem Geld – suchte ein Zimmer für den Winter in Ortahisar. Du siehst, auch ich denke dass es tierliebende Türken gibt!
So lag ein einfacher Tauschhandel nahe und wir wären beide damit glücklich gewesen. Er hätte ein Zimmer in dem alten Hausteil bekommen und dafür nach meinen Tieren geschaut. Leider musste ich bald lernen dass das nicht möglich ist weil ein lediger Mann nicht mit einer Familie so nahe zusammen wohnen darf. Die Leute würden (oder könnten) dies und jenes denken und so etwas gehört sich nicht.
Offen gesagt ist mir eine ausgeprägte Doppelmoral in der Türkei schon öfter aufgefallen und hat mich nicht zum ersten Mal ein wenig geärgert. Jedenfalls steht die Bereitschaft vieler türkischer Männer (ob religiös oder nicht scheint nicht immer einen Unterschied zu machen) zum intimen Umgang mit Frauen (Touristinnen) für mich in einem krassen Widerspruch zu dem, was nach außen hin als anständig und richtig gilt.
Aber ich verstehe auch anderes in dieser Richtung nicht ganz. So scheint es mir akzeptiert zu sein, dass ein Mann etwa im Bus eine Zeitung mit eindeutigen Fotos in den Händen halten kann und seine Frau zuhause in fast übertrieben züchtiger Kleidung und Kopftuch auf ihn wartet. Na ja, so stelle ich es mir jedenfalls vor und so dürfte es wohl auch oft sein.
Sexuell Erfahrungen zu sammeln scheint mir für den Mann völlig normal und okay zu sein während von einer Braut selbstverständlich Jungfräulichkeit bei der Hochzeit erwartet wird.
Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau scheint mir da und anderswo in der Türkei kaum in Erscheinung zu treten. Diese großen Unterschiede in der Rolle der Geschlechter (was für Mann und Frau akzeptabel und schicklich ist) scheinen mir auch eine Erklärung dafür zu sein, dass nicht alle Frauen sich in der Männergesellschaft der Türkei unwohl fühlen.
Denn eine hübsche Touristin erlebt in diesem Land – wenn sie nichts dagegen hat - sicher mehr Aufmerksamkeit, Interesse und Annäherungsversuche von Männern als zuhause.
Auch bei frommen Türken habe ich gelernt misstrauisch zu sein was Dinge wie Wahrheit und Ehrlichkeit bei Geschäften betrifft.
Diesmal war ich erstaunt über einen Freund (das Wort Freund ist hier nicht übertrieben, ich schätze ihn in vieler Hinsicht und mag ihn immer noch sehr) der seinen Glauben sehr ernsthaft zu leben scheint.
Diesen Herbst lernte ich, dass auch er ohne Skrupel lügen kann, bei Gelegenheit nichts gegen ein Bier hat und Frauen gegenüber ein ziemlich lockeres Verhalten an den Tag legen kann. Mich würde ehrlich interessieren wie er reagieren würde wenn sich seine Frau nur ein Bruchteil seiner Freiheiten nehmen würde!
Warum schreibe ich das eigentlich hier auf meiner Homepage, die ich begonnen habe um anderen von meinem Traumland zu erzählen? Ein Grund ist, dass diese „News“ auch ein kleiner Ersatz für ein persönliches Reise- oder Tagebuch sind. Leider bin ich zu bequem um meine Eindrücke sonst wo aufzuschreiben und so steht hier auch manches das ich für mich ganz persönlich festhalte – damit ich es nicht vergesse. Und zu große Angst habe ich auch nicht, dass sich viele Leute auf meine Homepage verirren.
Ich wünschte mir dass ich - wie es andere tun – eine Art (Reise)Tagebuch führen könnte aber ich schaffe es nicht. Ein ganz kleiner „Ersatz“ sind diese nachträglichen Berichte auf der Homepage.
Allzu persönlich und detailliert kann es hier ja nicht sein und ich hoffe dass ich trotzdem manche Erlebnisse und Erfahrungen nicht vergesse. Und andere dadurch nicht langweile.
Positive Dinge gibt es auch zu berichten. So habe ich mein Pferd zu einem sehr fairen Preis gekauft und das ohne großen „Pferdehandel“.
Einige Handwerker (z.B. ein Schuster in Ürgüp und ein Sattler in Nevsehir) beeindrucken mich indem sie auch von Ausländern nicht mehr als das übliche verlangen und sehr gute Arbeit machen.
Und viele, viele positive Sachen habe ich auch diesen Herbst erlebt aber ich will mich nicht immer wieder wiederholen. Du solltest also nicht denken, dass es mir in Kappadokien immer weniger gefällt.
So, jetzt noch einige Worte zu „Silly“, dem Adoptivhund. Wie es oben zu sehen ist haben ihn zuerst Robert und Tomoko verwöhnt. Den Namen Silly haben wir ihm gegeben und hat eine Bedeutung die ganz unpassend ist.
Silly ist nämlich eine total liebe, anhängliche und wohl auch kluge Hündin. Sonst hätte sie sich nicht in den Kopf gesetzt uns Touristen um jeden Preis auf unseren Wanderungen zu begleiten. Denn die Logik dass sich das am ehesten von allen „Freizeitbeschäftigungen“ lohnt ist nicht von der Hand zu weisen.
Leider gingen zuerst Robert und Tomoko, dann auch Peter und so blieb ich am Schluss alleine übrig von den Freunden und Gönnern. Als es die beiden letzten Tage von meinem Aufenthalt sogar Schnee und der kleine Hund offenbar kein zuhause hatte und immer anhänglicher wurde richtete ich ihm ein Schlafplatz im warmen Stall bei Garip und Toprak ein und machte ein Abkommen mit dem Metzger wegen Knochen und gab Zübeyde noch ein wenig Geld für Hundefutter. Ich bin schon sehr gespannt aufs Frühjahr und wie es meinen vierbeinigen Freunden geht!
An tierischer Gesellschaft mangelt es mir wohl nicht mehr.
In 3 Monaten (Ende August bis Ende November) erlebte ich übrigens auch 3 Jahreszeiten, von heißen Sommertagen Ende August über farbenprächtige Herbstwochen bis zu Schneefall und 2 schönen und kalten Wintertagen vor der Abreise.
Im November waren die ersten 3 Wochen aber immer noch relativ warm und ausgesprochen schön zum wandern auch wenn die Tage schon ein wenig kurz sind.
In dieser Zeit gab es auch noch einen kurzen Besuch von H.Jürgen und Siegfried. Sie konnten leider nur 2 Tage bleiben und nahmen trotzdem für diese kurze Zeit 2 Nächte im Bus in Kauf!
Etwas später besuchten uns auch noch Barbara und Ali und blieben fast eine Woche. Als sie hier waren hatte ich schon das Pferd aber noch nicht den Hund! Vielleicht hätten sie Silly mit nach Izmir genommen?
Bei meiner Rückreise am 24. November nahm ich zum ersten Mal die direkte Tagesbusverbindung von Metro, die es jetzt zwischen Kappadokien und Istanbul gibt. Es war ein schöner Wintertag mit zum Teil winterlichen Straßenverhältnissen und wie ich fast erwartet hatte sahen wir leider auch einige mehr oder weniger demolierte Fahrzeuge die von der Fahrbahn abgekommen waren.
Autofahren in der Türkei scheint mir jedenfalls nach meiner subjektiven Einschätzung etwas gefährlicher als in Österreich, die Gefahren vielfältiger. Diesmal erlebte ich, dass unter anderen Gepäckstücken meine eigene Reisetasche (groß und schwer genug um ... ich will da gar nicht weiterdenken, das tun die Leute in der Türkei wohl auch nicht) von dem Gepäckträger eines Kleinbusses in voller Fahrt fiel und zum Glück nur im Straßengraben landete.
Das war aber schon Mitte September auf der Rückfahrt von Pekmezli im Taurus nach Kayseri.
Die Fahrt nach Istanbul war aber trotz teils schlechter Verhältnisse angenehm und ich muss sagen, dass die Fahrer der Überlandbusse meist sehr verantwortungsbewusst und vorsichtig unterwegs sind, jedenfalls ist das mein Empfinden.
Von Ortahisar bis Ümraniye, dem Stadtteil auf der asiatischen Seite Istanbuls wo Manfred und Debrah wohnen, waren es ziemlich genau 12 Stunden. Das Treffen mit ihnen war ein toller Abschluss von 3 Monaten Türkei und ein Wiedersehen mit Freunden sicher auch die schönste und angenehmste (Zeit)überbrückung zu dem zeitlich doch nicht so geschickt gelegenen Flug von Germanwings um 4 Uhr 10 morgens.
Ein interessantes Erlebnis hatten Manfred und ich auch noch mit einer sehr kurzen Taxifahrt. Als ich mit dem Zubringerbus von Metro (das ist eine weitere schöne Sache einer Busfahrt: in einer großen Stadt wie Istanbul, Ankara oder Izmir bringen dich kostenlos Kleinbusse der größeren Busgesellschaften in deinen Stadtteil!) nach Ümraniye kam war ich müde von der langen Busfahrt und den letzten Tagen in Ortahisar und hatte auch eine enorm gewichtige Reisetasche.
So überredete ich Manfred statt einem kurzen, vielleicht 10minütigen Fußmarsch zu ihm nach Hause in ein bereitstehendes Taxi einzusteigen. 10 Minuten Gehen ist für mich sonst kein Problem aber mit einer extrem schweren Tasche – es war auch ein schweres Paket mit Onyxsachen aus Ortahisar dabei - wollte ich ein Taxi nehmen. Nach einer zugegebenermaßen sehr kurzen Fahrt blieben wir vor dem Haus von Manfred stehen und wollten bezahlen.
Der temperamentvolle Taxifahrer war über diese kurze Strecke (und geringe Verdienstmöglichkeit) so erbost dass er jede Bezahlung ablehnte und lieber seinem Ärger Luft machte und uns aufklärte, dass sich so was für ihn überhaupt nicht lohne und er jetzt wieder der letzte in der Reihe der bereitstehenden Taxis sein würde. Wenn wir geahnt hätten, dass unser Taxi so wenig Freude mit uns haben könnte – wir hätten die Gepäckschlepperei auf uns genommen, denke ich.
Nach gutem Essen und viel Gesprächsstoff blieb auch noch Zeit für einen sehr kurzen aber wertvollen Schlaf. Um 2 Uhr in der Früh stand das Taxi wie am Abend bestellt total pünktlich vor dem Haus und brachte mich zu einem sehr günstigen Preis zum Flughafen.
Bei der Passkontrolle hatte ich noch einmal und buchstäblich im letzten Moment ein negatives Erlebnis. Ich hatte immer in meinem Kopf fest verankert dass ein Touristenvisa 3 Monate gültig ist. Und diesmal wollte ich es wirklich bis zum letzten Tag ausnützen und dachte Einreise 26. August und Ausreise 25. November würde in dieser Hinsicht geradezu optimal sein und die 3 Monate bis zum letzten Tag ausgenützt!!!
Leider lernte ich jetzt von einem sehr genauen türkischen Beamten, dass ein Touristenvisa 90 Tage gültig ist und 90 Tage nicht 3 Monate sind und leider war dem in der Tat nichts dagegenzuhalten. Dieser kleine Unterschied (ich hatte 3 Monate im Kopf) kostete mich den stolzen Betrag von 80 Millionen TL Strafe. Ich weiß nicht ob ich das „Unheil“ mit argumentieren und betteln hätte abwenden können – ich war dazu nicht mehr aufgelegt und auch zu müde und bezahlte ohne Protest.
Aber das Gefühl hatte ich schon, dass wohl nicht jeder hier bezahlen hätte müssen...Da fiel mir nochmals Kathi und das Pferdeausleihen ein!
Mit diesen etwas zwiespältigen letzten Erlebnissen endeten 91 (oder 92?) Tage Türkei. Diese letzten Stunden waren aber nicht so untypisch für meine neuesten Türkeierlebnisse.
Die guten und weniger guten Seiten der türkischen Kultur erlebte ich diesmal einfach ein wenig intensiver als sonst – persönlich und gefühlsmäßig!
Hier nochmals kurz etwas über meine Reiseberichte. Weil ich sonst über meine Erlebnisse in der Türkei nichts aufschreibe aber manche Erfahrungen doch nicht vergessen möchte stehen sie hier.
Und ich denke, dass ich damit wenig Leute langweile (nur den, der sich auf meine Homepage verirrt) aber mir hilft es einiges in meiner Erinnerung zu behalten.
Das gesagt mache ich hier noch ein paar ganz persönliche Notizen. Es sind nur ein paar Dinge die ich für mich festhalten möchte.
Zum ersten Mal hatte ich am Haus nichts mehr zu tun. Die Küche, das europäische WC, Waschraum und Duschen waren alle von Anfang an fertig und benutzbar. Obwohl ich anfangs von der Notwendigkeit einiger Dinge (z. B. eines für uns Europäer gewohnten WC`s und zwei Duschen) nicht so recht überzeugt war - und mich H.Jürgen und andere dazu überreden mussten - finde ich jetzt doch alles wirklich gut und vorteilhaft, auch und vor allem für meine Gäste.
Auch eine Waschmaschine und einen leistungsfähigeren Staubsauger habe ich mir angeschafft. Haben sich beide schon bewährt.
Sogar Telefon (Festnetz und Handy!) legte ich mir zu und bin jetzt also ein wenig besser erreichbar. Nur „ein wenig besser“ deshalb weil ich das Handy oft nicht dabei habe und ich auch nicht allzu oft zuhause bin. Meine Festnetznummer in Ortahisar ist 0090 384 343 2145.
Zum ersten Mal musste ich auch Futter für Garip und Toprak in einer größeren Menge kaufen. So kaufte ich 70 Ballen Heu (ein kleiner LKW voll) von denen man einen Teil hier auf den Pferdewagen sieht. Ein Ballen kostete 3 Millionen.
Natürlich brauchte es auch noch anderes (Kraft)futter (arpa und kepek) und eine Menge „saman“. Meine Tiere leben also auch nicht von Luft aber dafür habe ich kein Auto – und ein Auto würde mehr „fressen“ als meine Pferde in Ortahisar.
Da ich mich entschloss mein Maultier und Pferd im eigenen Stall unterzubringen fiel doch noch eine kleine Arbeit im Haus an. Das leider sehr kleine Stallfenster brauchte noch ein Glas. Außerdem kaufte ich kurz vor Abfahrt für Zübeyde noch 10 Hühner und so musste auch noch ein kleiner Hühnerstall gebaut werden. Im Moment ist der Stall also von Garip und Toprak, 10 Hühnern und – nachtsüber – auch von Silly bewohnt.
Eine kleine Reparatur gab es auch in meinem Garten nahe den Balkankirchen. In diesem Garten sind 2 Taubenschläge von denen nur der kleinere noch von einigen Tauben bevölkert ist. In den anderen, wesentlich größeren und zweistöckigen verirrt sich leider schon seit langem keine Taube mehr.
Taubenmist war früher ein wertvolles Düngemittel und Zeugen davon sind heute noch die unzähligen Taubenschläge in den Felswänden vieler Täler Kappadokiens.
Die Tauben wurden im Winter auch gefüttert und mussten einmal sehr zahlreich gewesen sein.
Seit der Verbreitung des Kunstdüngers hat der Taubenmist seine Bedeutung verloren und die Tauben werden nicht mehr gehegt und gepflegt wie früher.
An einzelnen Taubenschlägen kann man übrigens sehr schöne Verzierungen und vereinzelt interessante Zeichnungen sehen – von Künstlern vergangener Zeiten gemalt!
Meine Taubenschläge haben allerdings keine kunstvollen Verzierungen und die verschiedenen Einfluglöcher des größeren und unbewohnten wurden von Ahmet Usta (Usta = Meister) in 2 Tagen repariert.
Ahmet hatte schon die meisten Steinarbeiten bei der Restauration von meinem alten Haus gemacht und ist ein wirklicher Meister seines Faches.
Ich schätze Ahmet nicht nur als Handwerker sondern auch als Mensch und genoss es richtig wieder einmal 2 Tage mit ihm zusammen zu sein.
Er ist auch der einzige, wo ich es im Nachhinein bereue ihm einmal nicht mit Geld ausgeholfen zu haben als er (höflich und sehr zurückhaltend) danach fragte.
Leider hatte ich damals gerade sehr ungute Erfahrungen in dieser Hinsicht hinter mir und reagierte entsprechend. Etwas Gutes hatte diese Sache im Nachhinein trotzdem. Unsere Freundschaft wurde auf die Probe gestellt und hat den Test bestanden!
In dem Haus (oder genauer: unterhalb) von Ahmet ist übrigens eine recht große alte Kirche, die jetzt von seiner Familie als Lagerraum für Obst und Eingemachtes verwendet wird. Ich war schon sehr oft mit Besuch bei Ahmet wegen dieser völlig unvermuteten und interessanten Kirche in seinem Haus und noch nie hatte ich das Gefühl, dass wir ungelegen oder nicht willkommen gewesen wären. Wie schön und anders ist manches in der Türkei!
Aber mit Geldausleihen (Schuldenmachen ist in der Türkei sehr verbreitet und wie es mir scheint einfach normal) habe ich fast nur schlechte Erfahrungen gemacht und auch bei diesem letzten 3-monatigen Aufenthalt kam ein negatives Erlebnis in dieser Hinsicht dazu. Es ist sehr schwierig hier immer die richtige Entscheidung zu treffen.
Dem normalen Tourist bzw. Kurzurlauber stellt sich dieses Problem natürlich kaum, da es auch in der Türkei nicht üblich ist sich von einem Fremden etwas auszuleihen, eine gewisse freundschaftliche Beziehung und Vertrautheit ist auch hier Voraussetzung.
Manchmal ist der Zweck von einem „Beziehungsaufbau“ allerdings fast peinlich offensichtlich. Auch diesmal war es so und ich erwartete eigentlich schon fast was kam. Aber wie gesagt, es ist nicht leicht hier immer das richtige zu tun.
Was gibt es sonst noch zu notieren?
Wahrscheinlich fallen mir jetzt noch ein paar Sachen ein und einige davon sind schon sehr persönlich und sollten hier vielleicht gar nicht stehen. Aber ich sagte ja schon, dass meine „Reiseberichte“ immer mehr einem persönlichen Notizblock gleichen.
Ich denke es war an einem der ersten Tage des Fastenmonats als ich mit meinem Besuch auf der Terrasse saß. Ich war etwas überrascht als ein Gemeindearbeiter, der bei Ausbesserungsarbeiten an der Kanalisation in unserem Viertel mitarbeitete, sich zu uns setzte.
Wenn der Besucher nicht während der Arbeit und in voller Montur gekommen wäre – der Besuch eines Nachbarn und gut Bekannten (ich hatte ihn auch schon als Arbeiter) ist in Ortahisar nichts ungewöhnliches.
Nach ausgiebigem und üblichem „small talk“ eröffnete er schließlich den Zweck seines Besuches. Er sagte, dass sich jeder im Viertel an den Kosten der Kanalisationsarbeiten beteiligen muss und nannte einen Betrag den ich zu zahlen hätte.
Dass ich das Geld einem Arbeiter ohne Quittung geben sollte war etwas sonderbar aber ich hatte das Geld gerade und gab es ihm – ich kannte ihn ja auch sehr gut. Der Betrag war nicht besonders hoch, nicht viel mehr als ein Tageslohn.
Einige Tage später sagte mir Zübeyde, dass sie mit einigen Nachbarn gesprochen hätte und keiner etwas von einer Bezahlung für Kanalisationsarbeiten wusste. Da war ich dann doch etwas sauer und nach ein paar weiteren Tagen bekam ich das Geld über Zübeyde auch zurück.
Die Erklärung: Jeder (außer mir!) hätte sich geweigert zu bezahlen und so bezahle die Gemeinde doch alles aus der eigenen Tasche. Ich hatte keine Lust dieser Sache weiter nachzugehen aber es war das zweite Mal in diesem Urlaub dass ich von einem überaus religiösen Moslem enttäuscht war.
Aber es gab nicht nur Enttäuschungen. So wächst mein Vertrauen in die Familie die für mich vielleicht am wichtigsten ist ( sie wohnt in meinem Haus) und darüber bin ich sehr froh. So fand ich es echt mutig von Zübeyde mir diese Sache mit dem Geld zu sagen, denn sie konnte damit rechnen, dass ihr das nichts anderes als Unannehmlichkeiten und den Zorn eines Nachbarn einbringt.
Das Wetter in Kappadokien hat mich übrigens auch noch nie enttäuscht! Auch diese 3 Monate war es praktisch immer schön und der Herbst mit seinen Farben (und dem Obst!) ist eine wunderschöne Zeit. Auch die verschiedenen Vorsorgen der Leute für den kommenden Winter kann man beobachten wie die Verwertung der Trauben zu Rosinen und Pekmez, Vorbereitung von Brennholz usw.
Die Zeit verging wie im Flug – jedenfalls die 2. Hälfte und einige Dinge die ich mir fest vorgenommen hatte müssen auf 2005 warten, etwa ein Besuch bei Andus in Göreme.
Der ganz persönliche und absolute Höhepunkt war für mich, dass ich diesen Herbst mit einer kleinen christlichen Gruppe in dem relativ nahen Städtchen Avanos in Kontakt gekommen bin.
Die Gemeinschaft mit gläubigen Christen ging mir bisher in meinem Traumland sehr ab und es war für mich immer etwas ganz besonderes (das wird aber sicher so bleiben) wenn ich von Glaubensgeschwistern Besuch bekam.
Diese kleine christliche Gemeinschaft ist mit ein Grund dass ich meinen nächsten Aufenthalt schon kaum mehr erwarten kann! Hin- und Rückflug ist bereits gebucht, Stuttgart – Istanbul (13. März und 7. April).
Den Preis von 120 Euro mit Germanwings finde ich übrigens beinahe übertrieben günstig. Hier die Adresse wo du günstige Flüge von Germanwings und anderen Billigfliegern meist müheloser als direkt auf der Homepage der Fluggesellschaft finden kannst: http://www.flughammer.de/flug/index.html
Allerdings lohnt es sich den Newsletter von Germanwings zu abonnieren, wo immer wieder kurzfristig besondere Aktionen angekündigt werden!
Ich freue mich aber auch auf das Wiedersehen mit meinen türkischen Freunden und auch auf meine Tiere (Garip, Toprak und Silly, mit den Hühnern habe ich mich noch nicht so speziell angefreundet). Bin schon gespannt was ich mit meinen Vierbeinern unternehmen werde. Vielleicht auch einen Ausflug mit Übernachtung in einem andern Dorf?
Das wäre schon mal ein kleiner Test für etwas, das ich einmal sehr gern machen würde: eine mehrtägige Tour mit Pferd und Maultier in Kappadokien.

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