Samstag, Dezember 09, 2006

20. Mai bis 12. Juni 2005





























































































Am 20. Mai flog ich dann wieder mit meiner Mutter von Stuttgart nach Istanbul und von dort weiter nach Kayseri. Das ist für mich zur Zeit eine günstige und die schnellste und bequemste Möglichkeit nach Kappadokien zu kommen (mit Germanwings nach Istanbul und von dort mit Onur-Air weiter nach Kayseri).
Allerdings ist in Istanbul der Flughafen zu wechseln und bis zum Weiterflug um 7 Uhr vom europäischen Flughafen bleibt mehr als genug Zeit. Trotzdem, um 8 Uhr ist man in Kayseri und (mit Taxi) schon nach einer weiteren Stunde in Kappadokien.
Für die Fahrt zwischen den beiden Flughäfen auf verschiedenen Kontinenten in Istanbul braucht man nachts wohl ein Taxi (vielleicht ginge es aber auch mit Flughafenbussen – ich hab es noch nicht versucht) oder einen ganz guten Freund, den ich mit Manfred habe.
Auf dem Foto sieht man meine Mama beim Kaffeetrinken und Warten auf den Flug mit Onur nach Kayseri. Zu der Zeit waren wir schon gut 12 Stunden unterwegs mit Zug und Flugzeug.
In Ortahisar angekommen hatten wir gleich zu Beginn wir einen ganz lieben Besuch aus Deutschland (Fam. Boes) und auch die Temperaturen waren jetzt perfekt. Die netten deutschsprechenden Besucher waren für meine Mutter natürlich auch ein guter Einstieg.
Da ich Türkisch recht gut verstehe fühle ich mich auch von der Sprache her nicht mehr fremd in der Türkei. Ganz anders ist es für meine Mutter die die buchstäblich kein Wort von dem was gesprochen wird versteht.
Auch gab jetzt schon sattes Grün für die Pferde und schöne Blumen für uns zu genießen. Auf zwei Fotos sieht man Toprak und Garip auf einem schönen Grundstück das zu verkaufen ist und mir von Osman gezeigt wurde.
Ich hatte es schon im Herbst gründlich angeschaut und gedacht dass es sich als Weideland für Toprak und Garip gut eignen würde und dieser aufgegebene, d. h. nicht mehr gepflegte Garten nicht nur meinen Tieren gefallen würde.
Er ist nicht weit vom Ort und recht nahe meinem einzigen Garten mit Wasser. Leider hat das sonst als Weide und Pferdekoppel sehr gut geeignete Grundstück keine Wasserversorgung aber immerhin wären es nur etwa 10 Minuten zu meinem „Gülübag“ (übersetzt Rosengarten) wo es das in dieser Gegend so kostbare Gut gibt.
Auch die Lage ist sehr schön, nicht weit vom Ort entfernt und der Preis (3000 YTL für über 5500 qm) – auch nicht zu teuer. Jetzt im Frühjahr erschien es mir genauso schön wie im Herbst und meinen Pferden durch das frische Gras wahrscheinlich noch besser.
Eine schöne Koppel nicht zu weit vom Haus entfernt wäre schon eine tolle Sache und so sagte ich diesmal Osman mein Interesse an diesem Grundstück. Aber Ali der Verkäufer war gerade in Mersin an der Südküste. So musste ein evtl. Kauf verschoben werden.
Bisher nutzte ich als Weidegrund vor allem ein scheinbar herrenloses Grundstück (der jetzige Besitzer scheint wirklich niemand bekannt zu sein) das direkt an meinen „Gülübag“ grenzt. Meinen Garten (oder Gärten) selbst natürlich auch aber da ist die nutzbare Weidefläche doch nicht so groß und auch ein wenig problematisch, denn nicht alles dort ist für Pferde bestimmt!
Obwohl es bisher nie ein Problem war Garip und Toprak auf solchen „wilden“ Weiden grasen zu lassen ist es doch keine Lösung auf Dauer. Zumindest könnte ich ein Stück Land das nicht mir gehört nicht einzäunen!
Meiner Mutter gefiel auch die kleine Küche die es bei ihrem ersten Besuch vor 1 ½ Jahren noch nicht gab und ich denke sie fühlte sich wohl erst jetzt so richtig zu Hause bei mir.
Die meisten Tage verbrachten wir mit kleinen Wanderungen oder Spaziergängen und nahmen immer auch Garip und Toprak mit.
Meine Mutter war jetzt immerhin schon 78 und für weitere Wege doch schon weniger zu haben als noch bei ihrem ersten Besuch.
Sie kochte jeden Tag etwas mehr oder weniger typisch österreichisches und außerdem leistete sie öfters Garip Gesellschaft wenn ich mit Toprak ausreiten wollte.
Natürlich schaute sie auch dass Wäsche gewaschen wurde und alles im Haus seine Ordnung hatte. So kamen wir kaum auf den Gedanken irgendwohin zu fahren und begnügten uns mit dem wirklich schönen Ortahisar.
Nach etwa einer Woche kamen Manfred und Debrah leider nur für einen Kurzbesuch bei uns vorbei, sie kamen dann aber später mit einer kleinen Gruppe noch einmal nach Kappadokien.
Die Wanderung mit dieser netten Gruppe im „Red Valley“ war nicht nur für sie, sondern auch für mich ein wirklich schönes Erlebnis.
Ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass man die schönsten Seiten von Kappadokien nicht von Straße und Bus aus sehen und erleben kann!
Einige Male bekam meine Mutter auch Besuch von Frauen in ihrem Alter aus der Nachbarschaft und die Verständigung bei Kaffee und Süßigkeiten schien irgendwie auch wortlos möglich zu sein.
Was alte Menschen anbelangt hat die Türkei zumindest auf dem Land uns reichen Ländern einiges voraus.
Voraus ist aber nicht allzu wörtlich zu verstehen, denn auch in der Türkei ändert sich die Gesellschaftsstruktur mehr oder weniger schnell und vieles wird vor allem in den großen Städten in ein oder zwei Jahrzehnten wohl auch schon ziemlich europäisch sein und sich von uns nicht mehr sehr unterscheiden.
Jedenfalls dürfen um die Jahrtausendwende in Kappadokien immer noch alte Menschen in ihrer vertrauten Umgebung und unter Menschen die sie schon immer kannten ihren Lebensabend verbringen. Oft noch umgeben oder zumindest in (fast) täglichem Kontakt zu Kindern, Enkeln und Urenkeln!
Ich empfinde das als einen starken Kontrast zu der Situation alter Menschen in unseren Seniorenheimen und ich weiß wirklich nicht wo die alten Leute besser dran sind. In Österreich mit einer erstklassigen ärztlichen Versorgung und Betreuung oder in Inneranatolien praktisch ohne Arzt aber mit den Dingen die der Seele wohl tun.
Ismail, der Bruder von Arif war auch einige Zeit mit seinem kleinen Arbeitspferd hier, mit dem er Felder ackert. Er pflügt immer noch für einige Wochen im Frühjahr kleinere Felder mit seinem Pferd in Lohnarbeit, wie mir auffällt meist für ältere Leute (die es wohl noch so gewohnt sind).
So waren zeitweise doch wieder 3 Tiere im Stall, das namenlose Pferd von Ismael (ist der Bruder von Arif) und Garip und Toprak.
Dass Esel, Pferde, Kühe, Hunde und Katzen in der Türkei kaum einen Namen haben ist nicht zufällig.
Ich denke sehr wenig Türken haben eine emotionale Beziehung zu ihren Tieren.
Eine Erklärung dafür ist natürlich auch, dass in der Türkei noch viele Leute nicht aus eigenem Antrieb (aus Freude an Tieren und weil sie es wollen) sich einen Vierbeiner anschaffen sondern aus Notwendigkeit zum Lebensunterhalt.
Für Männer ist es wohl auch nicht „männlich“ allzu sanft mit einem Tier umzugehen. Vielleicht hat auch die Religion ein wenig damit zu tun – zumindest was Hunde anbelangt.
Auf der andern Seite muss den Türken unser oft extremes Verhätscheln und Vermenschlichen von Tieren ja auch sehr spanisch vorkommen. Mir manchmal übrigens auch, ich kann da schon mit ihnen mitfühlen!
Im Garten bei den Balkankirchen gab es wegen einer Überschwemmung! noch einiges zu tun. Ja, auch so etwas gibt es in Kappadokien, wenn auch nicht gerade oft. In der Zwischenzeit schien es einmal fast sintflutartige Regenfälle gegeben zu haben.
Auch lernte ich Niko kennen, einen jungen Franzosen den ich im April schon auf der Pferderanch der Französin in Ürgüp getroffen hatte.
Niko versteht eine Menge von Pferden und war in der Zwischenzeit nach Ortahisar gezogen. Er bietet mehrtägiges Trekking mit seinen hübschen und gut trainierten Pferden an.
Wenn du dich dafür interessierst, hier ist seine Homepage wo du dich informieren und gleich anmelden könntest.
Ich finde es interessant, dass Wandern und Reiten, Dinge für die Kappadokien wie geschaffen scheint, meist von Franzosen ausgeübt werden.
So begegne ich kaum einmal einer deutschen oder österreichischen Gruppe (oder irgendeiner anderen als der französischen Nation) abseits der touristischen Trampelpfade.
Dabei kann ich nur jedem raten sich für Kappadokien mehr als 2 oder 3 Tage Zeit zu nehmen und diese phantastische Naturlandschaft zu erwandern oder wenn du wie ich gerne reitest oder es einmal versuchen willst – es gibt wohl kaum eine schönere Gegend dafür!
Niko möchte wie schon zwei andere Französinnen (in Ürgüp und Avanos) seine Leidenschaft zum Beruf machen und in der Türkei mit Pferden seinen Lebensunterhalt verdienen.
Er ist schon einige Jahre in der Türkei und hat die Sprache sehr gut gelernt. Auf ein- oder mehrwöchiges Trekking spezialisiert er sich um nicht zu sehr schon bestehenden Pferdefarmen in ihrem Angebot Konkurrenz zu machen.
Davon gibt es doch schon einige in Kappadokien – bei dieser Traumlandschaft für Wandern und Reiten kein Wunder!
Niko strebt die türkische Staatsbürgerschaft an was sicher von Vorteil und sehr beruhigend ist wenn man in der Türkei längere Zeit ohne Probleme leben und arbeiten will.
Ich hatte auch zuhause an meine Pferde gedacht und Ausrüstungsgegenstände wie (echt teures) Zaumzeug und leichte Satteldecken und sogar „Leckerli“ zur Belohnung aus Österreich mitgebracht.
Auch eine Longe brachte ich mit in der Absicht etwas von dem was ich in Büchern gesehen hatte auszuprobieren und mit dem „Training“ zu beginnen.
Leider ist auch diesmal noch nichts aus den guten Vorsätzen geworden – zu unsicher war sich der „Trainer“! Schade – aber mir fehlt es eben selbst noch sehr an Ausbildung.
Toprak, mein junger Hengst hat durch einen Biss in die Brust meine Mutter in der letzten Urlaubswoche noch ziemlich geschockt.
Es war nicht gerade so schlimm dass wir zum Arzt mussten aber dieses Erlebnis hat meiner sehr tierliebenden Mutter doch psychisch sehr zugesetzt.
Von meinem Hengst dasselbe zu erwarten wie von einem gut ausgebildeten Pferd ist auch nicht realistisch. Seine Vergangenheit kenne ich nicht und dass ich immer nur ein paar Wochen da bin und dann wieder längere Zeit weg ist alles andere als ideal. Außerdem bekam er als ich ihn kaufte einen neuen Besitzer mit viel Liebe zu ihm aber sehr wenig „Pferdeverstand“.
Bei Garip, meiner wirklich fast unglaublich gutmütigen alten Maultierdame schien sich mein fehlendes Wissen über die Pferdepsyche Gott sei Dank nicht so sehr auszuwirken wie bei meinem jungen Hengst.
Mit Liebe allein geht es auch in der Erziehung von Pferden nicht, da braucht es auch Regeln und konsequentes Handeln.
Auf dem Bild Toprak bei entspanntem Fressen ohne Gedanken an irgendwelches anstrengendes Training...
Und eine Stute von Niko in selbstbewusster Pose, ob sie sich wohl ihrer Schönheit und der traumhaften Umgebung bewusst ist?
Mit Niko lernte ich das erste Mal einen „Pferdeflüsterer“ kennen. Dieser Begriff steht für einen Menschen, der einen möglichst „pferdegemäßen“ Umgang mit seinen Vierbeinern sucht und ist durch den gleichnamigen Film richtig populär geworden.
So ein Pferdemensch versucht die Dinge aus der Sicht eines Pferdes zu sehen und zu achten was es uns durch seine (Körper)sprache mitteilt und in seiner eigenen "Sprache" mit dem Pferd ein Stück weit zu kommunizieren.
Außerdem soll sein Pferd ihm vertrauen und deshalb - nicht weil sein Willen „gebrochen“ und es aus Angst gefügig ist - gehorchen.
Dass sowas nicht nur phantastisches Gerede ist konnte ich und auch meine Mutter bei Niko in seinem Umgang mit Toprak tatsächlich sehen. Bei ihm schien sich mein Pferd ein wenig anders zu verhalten - ruhiger und das Schnappen zu vergessen.
Das Geheimnis ist wohl, dass Niko meinem jungen Hengst in der "Pferdesprache" signalisiert hat dass er der Boss ist und einem Chef gegenüber benehmen sich eben (nicht nur) Pferde anders!
Übrigens, letztes Jahr im Herbst hatte ich das Wort "Pferdeflüsterer" noch nicht mal gehört. Ich gehe eben fast nie ins Kino und die Pferdeszene war mir völlig fremd. Seit ich Toprak hatte änderte sich das ein wenig. Erst jetzt sind mir die relativ vielen Pferde auch in meiner Umgebung aufgefallen und sogar ganz in der Nähe von meiner Wohnung gab es einige sehr schöne Pferde zu sehen. Vor diesem Bauernhof mit den schönen Pferden war auch meist ein Hänger abgestellt mit der Aufschrift „teaching people to teach horses“ und der Webadresse http://www.parelli.at/.
So schaute ich mal nach was es auf dieser Homepage gab und war erfreut und auch enttäuscht. Erfreut weil vieles was ich da über Pferde und die Beziehung Mensch – Pferd las sehr interessant fand und mir gefiel. Enttäuscht weil ich schnell den Eindruck hatte dass dieser „Pferdemensch“ leider nur zu gut versteht wie Geld zu machen ist. Da steht ihm ein anderer bekannter amerikanischer Vertreter von „Natural Horsemanship“, Monty Roberts, kaum nach.
Hier ist die Homepage von Monty Roberts.
Jedenfalls war diese sehr Homepage der Start mit Hilfe von Google noch mehr über „Natural Horsemanship“ zu erfahren. So, das ist jetzt aber genug von meinem neuen Interessensgebiet Pferde.
Leider nur ganz kurz vor unserer Heimreise kam Ahmet mit Familie aus Diyarbakir an. Auch sie sind dann noch etwa 3 Wochen geblieben. Ahmet gehört mit seiner Famlie zu den ganz wenigen einheimischen Christen in der Türkei und seine größte Tochter nahm an einem christlichen Camp das jedes Jahr ganz in der Nähe stattfindet, teil.
Als Ahmet kam gab es schon die ersten Erdbeeren im Garten und auch die noch grünen und kleinen Pflaumen wurden von seiner Familie schon gesammelt und gegessen, etwas was in der Türkei üblich und sehr verbreitet ist.
Auf die Frage warum denn schon die unreifen Pflaumen gegessen werden gibt es die Antwort, dass man unmöglich alle dann essen kann wenn sie reif sind.
Nun, das ist ein Argument und so esse ich jetzt auch schon manchmal die noch grüne Pflaumen, allerdings sind mir die reifen 4 – 6 Wochen später doch um einiges lieber.
Die Kirschen scheinen in Kappadokien oder zumindest in meinem Garten etwas später zu sein als bei uns und die kann man nun beim besten Willen nicht unreif genießen.
Auf der Rückreise hatten wir einen Flug von Ankara nach Berlin! um 29 Euro und nach kurzem Aufenthalt ging es um den selben Preis weiter (oder zurück) nach München. Ein wenig ungewöhnlich und vielleicht umständlich aber trotzdem preisgünstig und angenehm um von Kappadokien nach Vorarlberg zu kommen...
Nicht alle Flüge sind bei Germanwings um 29 Euro aber wenn du eine Portion Glück hast...
Abfahrt in Ortahisar war übrigens mit dem Bus um 20 Uhr. Um 4 Uhr in der Früh ging es dann von Ankara nach Berlin und mit einem zeitlich eher knappen Anschluss (war aber bei der neuerlich überpünktlichen!! Ankunft kein Problem) ging es nach reibungslosem Aus- und Einchecken gleich weiter nach München und von dort schließlich mit dem Zug nach Österreich.

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