Samstag, August 25, 2007

"Gästehaus"








Nach einigen Jahren Erfahrung mit meinem (fast) kostenlosen "Gästehaus" möchte ich ein paar Dinge vorher sagen - damit es keine Enttäuschungen mehr gibt.
Bei der Renovierung von einem alten Bauernhaus gab es für mich eine Priorität - es sollte von der Inneneinrichtung mit offenem Kamin bis zu Details wie z. B. einer Stein- oder Strohmattendecke, Fenstern und Türen (inkl. Schloß) alles möglichst wieder so werden wie es früher - vielleicht schon vor 100 Jahren - war.
Ich denke das ist gelungen und das Haus hat Atmosphäre aber leider nicht alles was moderne Menschen brauchen!?! So gibt es in den Zimmern keine Doppelbetten und kein Wasser. Waschgelegenheit, Dusche und europäisches WC sind im neueren Hausteil und nur über das Freie (Innenhof) zugänglich.
Es gab die Möglichkeit das Haus durch neuere, staubdichte Fenster und Türen und das Aufgeben offener Kamine zu modernisieren oder Staub und auch mal einen Käfer oder eine Maus in Kauf zu nehmen und sich dafür an dem Flair eines unveränderten, alten kappadokischen Bauernhauses zu erfreuen.
Nun es wurde die Variante mit Atmosphäre, Staub, Putzen und gelegentlichen Mitbewohnern. Vom Staub und den Tierchen bin ich auch nicht begeistert aber sie nehmen mir nicht die Freude an allem anderen wie es vereinzelt bei Gästen schon der Fall war.
(Viele Besucher kamen mit den Verhältnissen aber auch schon gut zurecht oder waren sogar begeistert und möchten - wie ich auch - nicht mit einem Hotelzimmer tauschen.
Trotzdem - die "Originalzustände" sind für manche ein größeres Problem als ich dachte und für Leute denen ein Käfer den Aufenthalt verdirbt oder die es lieber zeitgemäßer haben ist ein sauberes, gepflegtes Hotelzimmer (oft mit Dusche und WC) im Ort die bessere Wahl. Für unsere Verhältnisse ist das immer noch sehr preisgünstig.
Wer bei mir (ganz oder fast gratis) wohnen will muß seinen Urlaub evtl. mit Staubwischen in seinem Zimmer beginnen. Ich weiß, das ist kein üblicher Urlaubsbeginn aber manchmal habe ich keine Gelegenheit das schon vorher zu tun (z. B. bei gemeinsamer Anreise). Und ab und zu erwarte ich diese Mithilfe auch sonst. Übrigens ist das Reinigen ein guter Test ob das Bauernhaus für dich in Frage kommt oder nicht. Wenn du auch nach der gemeinsamen Reinigung denkst mit den Verhältnissen zurecht zu kommen (du darfst die Entscheidung aber schon vor dem Putzen treffen!!!) freue ich mich sehr. Nur ich möchte, daß Teppiche usw. wieder an ihren Platz kommen. Denn wer aus Hygiene einiges nicht im Zimmer will fühlt sich auch sonst nicht wirklich wohl - nach meiner Erfahrung!
Doch wer beide Seiten von einem "Leben wir vor 100 Jahren" in Kauf nehmen will ist herzlich willkommen bei mir zu wohnen.
Fast gratis ist es deshalb weil ich meine Besucher (besonders bei einem längeren Aufenthalt) um einen Beitrag für Wasser und Strom (und evtl. Reinigung) bitte. Mehr darf es schon deshalb nicht sein weil ich zu Einnahmen gar nicht berechtigt bin (und will ich von Freunden nicht!).
Wahrscheinlich habe ich bisher auch oft zu wenig gesagt wie ich meine Zeit in Ortahisar verbringe denn meine Aufenthalte unterscheiden sich doch sehr von denen eines typischen Urlaubers.
Nach 10 Jahren in denen ich diese Gegend jedes Jahr mehrmals besuche habe ich immer noch einige der bekanntesten Sehenswürdigkeiten nicht gesehen (wie das nur 3 km entfernte Open-Air Museum in Göreme!). Auch zu einer Ballonfahrt und dem Besuch einer unterirdischen Stadt habe ich mich erst die letzten Jahre überreden lassen.
Die landschaftliche Schönheit der Region und die Menschen haben mich von Anfang an so fasziniert daß ich einfach kein Bedürfnis für die absoluten "Highlights" hatte - und das ist heute noch so!
Und seit ich Obstgärten und Tiere habe verbringe ich meine Zeit mehr als Bauer als Urlauber - ob es mir gefällt oder nicht. Aber es gefällt mir!! und ich möchte keinen Moment mit einem echten Touristen tauschen.
Bei der Arbeit im Garten oder zusammen mit den Tieren (genauer gesagt sind es inzwischen ein Maultier, ein Pferd und ein Esel) auf meiner "Ranch" fühle ich mich wohl - mehr als im Teppich- oder Souvenirladen. Und die Gastfreundschaft einer Familie bei einfachem Essen - oft noch auf dem Fußboden - genieße ich sehr. Nicht zu vergleichen mit einem "kultivierten" Mahl in einem Touristenlokal. Auch eine Wanderung (zu Fuß oder zu Pferd) durch einsame Täler ist für mich ungleich schöner als das Gedränge bei den touristischen Highlights.
Ein andere Sache ist, dass ich auch einheimische Freunde habe mit denen ich mich ab und zu treffen möchte. Obwohl ich mit Gästen wirklich sehr gerne zusammen bin habe ich nicht immer die Zeit mit ihnen viel zu unternehmen. Du darfst von mir also nicht zu viel an Gästebetreuung erwarten.
Doch es geht auch vieles ohne mich ganz gut, die Einheimischen sind meist total hilfsbereit und der öffentliche Verkehr ist gut. Selbst wenn man kaum oder gar kein Türkisch spricht kommt man zurecht. Und - für alle Fälle - im nahen Göreme und Ürgüp (nur 4 bzw. 7 km entfernt) gibt es eine Menge Angebote für weniger Selbstständige.
Aber wenn du nicht so viel Wert darauf legst möglichst alle Sehenswürdigkeiten aus deinem Reiseführer zu sehen kannst du gerne mit mir zusammen alltäglichere Sachen unternehmen und den Flair des "normalen" Kappadokien genießen.
Du wirst auch so eine faszinierende Landschaft sehen und sicher einen unvergleichlich besseren Einblick in Kultur und Leben der Menschen bekommen. Und du mußt mir dabei nicht immer bei der Arbeit helfen!
Am wohlsten fühlen sich bei mir wohl Wander- und Naturfreunde, Esel- und Pferdebegeisterte oder solche die am Alltag der Menschen eines anatolischen Dorfes interessiert sind (und Verständnis dafür haben, dass ich manchmal etwas zu tun habe).
Wenn du die Liste der Sehenswürdigkeiten eines Reiseführers abhaken willst und erwartet dass ich als Fremdenführer mitkomme werde ich dich leider enttäuschen.
Nochmals: hast du Verständnis, dass ich kein richtiger Gästebetreuer bin und ein altes Bauernhaus zwei Seiten hat kann es für dich eine interessante, erlebnisreiche und im wahrsten Sinne des Wortes außergewöhnliche Urlaubszeit werden.
P.S.
Noch etwas erwarte ich von meinen Gästen: Rücksichtnahme auf die Empfindungen der Leute im Dorf. Stichwörter: Alkohol, freizügige Kleidung, Verhalten zum anderen Geschlecht oder in der Fastenzeit.
Ein paar Worte zu Ortahisar:
Liegt im Herzen von Kappadokien und einige der bekanntesten Sehenswürdigkeiten sind nur wenige Kilometer entfernt. Trotzdem viel weniger touristisch als Nachbarorte wie Göreme und Ürgüp. Das hat verschiedene Gründe und Vor- und Nachteile.
So kann man hier noch oft ursprüngliches, vom Tourismus weitgehend unberührtes Dorfleben beobachten.
Allerdings kannst du hier auch keine Sonnencreme kaufen, Geld wechseln oder abheben, kein Mountainbike ausleihen und die zahlreichen Friseure sind nur da für die Herren der Schöpfung...

Montag, Mai 07, 2007

Aprilwetter in Kappadokien/Religionsfreiheit in der Türkei?






















































































































































































































































































































































































































































































































































































































































Mein erster Türkeiurlaub 2007 war vom 13. bis 26. April mit Peter und Walter. Peter war schon das 4. Mal mit mir in Kappadokien, Walter bereiste schon einmal die Türkei vor 20 Jahren und war danach aber nie mehr dort.
Wir flogen mit Germanwings von Stuttgart nach Istanbul und von dort ging es weiter mit dem Bus nach Kappadokien.
Die Flüge von Germanwings haben in Istanbul (übrigens nicht nur in Istanbul!) keine angenehme Ankunftszeit aber man kommt trotzdem in akzeptabler Weise weiter. Nachdem man nach der Landung eine knappe Stunde mit Warten (Zollabfertigung und Gepäck) verbracht hat kann man in den Havas-Bus einsteigen der zum Busbahnhof Harem fährt. Im Bus verbringt man meistens nochmals einige Zeit mit dem Warten auf die Abfahrt aber das ist eigentlich auch egal, denn sonst würde man nur das gleiche etwas später am Busbahnhof machen - auf den ersten Bus nach Ankara. Der ist meist etwa um 5 Uhr morgens, vielleicht auch eine halbe Stunde früher oder später. Aber es reichte bisher immer auf den 11 Uhr Bus von Ankara nach Kappadokien und am späteren Nachmittag waren wir auch diesmal in Ortahisar, unserem Ziel.
Die erste Überraschung war dass Bäume und Blumen bei uns im Vorarlberger Rheintal schon sichtbar weiter waren - normalerweise ist der Frühlingsbeginn recht ähnlich. Auch von der Temperatur waren wir überrascht - es war hier in Zentralanatolien deutlich kühler als bei uns die Tage (oder Wochen!) davor. Allerdings hatten wir in Österreich auch eine Ausnahmesituation was die Milde des Winters und Frühjahrs anbelangt. In Kappadokien war es umgekehrt, dass Ende April noch geheizt wird ist hier die Ausnahme.
Meine bisherige Erfahrung war auch die, dass es meist Mitte April deutlich wärmer wird und ein Heizen ab diesem Zeitpunkt sich erübrigt. Diesmal leistete uns der kleine alte Holzofen im Zimmer aber vom ersten bis zum letzten Tag gute Dienste.
Gleich am Tag nach unserer Ankunft holten wir meine 3 Tiere (ein Pferd, ein Maultier und ein Esel) aus ihrem Winterquartier in Avanos. Sie machten einen gut genährten Eindruck und zumindest Toprak (das Pferd) war voll überschüssiger Energie. Kadife, die junge Eselin war sogar verdächtig dick, ob sich da vielleicht ein Mauleselfohlen anmeldet?
Die knapp 20 km Heimweg machten wir zu Fuss und ich war total froh um meine Begleiter Walter und Peter. Ohne sie wäre das so gar nicht möglich gewesen da Toprak zu viel Bewegungsdrang hatte und wir zudem teilweise durch bewohntes Gebiet oder zwischen angebauten Feldern gingen. Das Wetter zeigte sich von der für diese 12 Tage typischen Seite, Sonne, blauer Himmel und Wolken wechselten häufig. An diesem Tag setzte sogar etwas Schneefall ein, gerade als wir unser Ziel nach etwa 6 Stunden erreicht hatten! Schnee gab es aber nicht alle Tage und die wenigen Zentimeter waren dann auch auf höher gelegenen Bergkuppen nach 2 - 3 Stunden Sonne schon wieder weg. Nur der fast 4000 Meter hohe Erciyes glänzte immer im Schnee.
Wetter und Temperatur waren ein wenig enttäuschend für meinen Besuch obwohl die Sonne an keinem Tag fehlte. Für mich war es ganz in Ordnung - wahrscheinlich weil ich es schon mehr aus der Sicht des Bauern sehe und mich in diesem trockenen Land über jeden Regentropfen freue.
Von meinem Hobby Landwirtschaft bekommt meist auch mein Besuch etwas mit - je nach Saison mehr positiv oder negativ. So auch diesmal. Es war die Zeit um die Reben zu schneiden und wenn mir meine Freunde da nicht geholfen hätten wäre ich diesen kurzen Urlaub alleine zum großen Teil wohl damit beschäftigt gewesen.
Ein andere etwas schwierige Sache für meine Besucher - und für mich als Gastgeber - ist ein zweites Hobby von mir, Tiere. Da ich meine vierbeinigen Freunde bisher recht selten sehe - eben nur im Urlaub - und ich auch total gerne reite und mit ihnen was unternehme sieht es dann oft so aus: Wir machen etwas was jedem gefällt und wo alle (inkl. Vierbeiner) mitmachen und mitkommen können - eine Wanderung in dieser wunderschönen Gegend. Da Toprak, mein Pferd fast immer voller Energie und Datendrang ist (und ich ab und zu auch gerne ein Stück im Gallop unterwegs bin!) lassen wir den Rest der Gruppe oft auch mal etwas hinter uns. Dass so eine Wanderung mit dem "Führer" zu Pferd und manchmal ein paar hundert Meter vorne (oder überhaupt aus dem Blickfeld!) nicht jeder optimal findet verstehe ich. Trotzdem scheint es mir oft eine zumutbare Lösung zu sein! Jedenfalls wenn meine Gäste wie Walter und Peter Tiere auch gerne mögen.
Du wirst dich nun vielleicht fragen ob meine Gäste denn nicht auch reiten könnten - auf Maultier und Esel? Da möchte ich dir sagen, dass kleine Esel mit großen und dickbäuchigen Touristen beladen mir schon immer leid taten. Dick und übergewichtig sind zwar die wenigsten meiner Besucher aber meist doch groß und schwer genug um meine (willkürlich?) festgelegte Grenze von 55 - 60 kg für mein altes Maultier und die junge Eselin (ist kein Riesenesel!) zu überschreiten. Aber Leute wie Peter und Walter verstehen das - da bin ich echt froh!
Die meisten meiner Gäste sehen mit mir zusammen (bedingt durch die Gärten und Tiere) auch nicht viele der großen Sehenswürdigkeiten, dafür bekommen sie aber oft ein bißchen mehr Einblick in das übrige, mehr alltägliche Kappadokien. Das war auch diesmal nicht anders.
Gleich am Anfang waren wir auf Besuch bei Ali und Nurten wo wir auch noch Gerhard und Erika trafen. Leider sind sie nicht mehr lange geblieben und sind auf der Suche nach mehr Wärme und Sonne mit ihrem riesigen (hatte noch nie eines in der Größe gesehen!) Wohnmobil an die Südküste weitergefahren.
Eine Änderung gab es in Ortahisar im Vergleich zum Herbst. Auf dem Wahrzeichen von Ortahisar (dem markanten Burgfelsen) war diesmal wirklich kein Mensch zu sehen. Der Grund waren die Gefahr- und Verbotsschilder die jetzt deutlich sichtbar angebracht sind - wohl die Folge eines kürzlichen Felssturzes in Ürgüp wo 3 Menschen ums Leben kamen. Ob Ortahisar deshalb für Touristen weniger interessant wird? Auf jeden Fall werden Anstrengungen unternommen den zweiten, etwas weniger imposanten Burgfelsen von Ortahisar für Touristen durch eine gepflasterte Straße und einen kleinen Park mit Gastronomiebetrieb zu erschließen.
Am 2. Sonntag haben wir in Nevsehir einen christlichen Gottesdienst besucht. Diese Möglichkeit mit anderen (gläubigen) Christen zusammenzukommen und gemeinsam Gottesdienst zu feiern gibt es erst seit einigen Jahren und ist für mich die schönste und größte Veränderung in meiner 2. Heimat - seit ich Kappadokien kenne!
Durch meine Glaubensgeschwister habe ich auch von den traurigen Ereignissen in Malatya gehört, die auch in den türkischen Medien einige Tage in den Schlagzeilen waren. Da ich aber in Kappadokien - gerade wenn ich nur so kurz dort bin - oft ganz von der Nachrichtenwelt abgeschnitten bin (kein Fernseher, kein Radio, keine Zeitung und kein Internet!) hätte ich ohne meine christlichen Freunde wohl nichts von den grausamen Morden an zwei türkischen und einem deutschen Christen in Malatya mitbekommen.
Ehrlich gesagt hat mich die die Reaktion (oder besser Nichtreaktion) der Menschen in "meinem" Dorf darauf noch sehr beschäftigt. Dass beim Tod des letzten Papstes mich einige angesprochen und ihre Anteilnahme ausgedrückt haben und diesmal keiner meiner Bekannten und Freunde diese schrecklichen Morde nur erwähnt hat kann man verschieden deuten aber mich hat es bedrückt.
Hat es wirklich nur mit der türkischen Kultur zu tun (dass man nur sehr ungern schlechte Nachrichten sagt)? Diese Erklärung würde ich nur zu gerne glauben aber leicht fällt mir das nicht. Die Nachricht über den Tod des Papstes war ja auch keine gute Nachricht und das hielt die Menschen nicht ab ihr Beileid auszudrücken.
Natürlich und "normal" wäre es für mich schon gewesen wenn wenigstens einzelne mir gesagt hätten, dass sie über diese Vorkommnisse traurig sind und es ihnen leid tut dass so etwas in ihrem Land geschehen konnte.
Aber ich fürchte, dass unter meinen Bekannten kaum einer so fühlte und eher Gleichgültigkeit (sind ja auch selber schuld wenn sie Bibeln verbreiten) und vielleicht sogar mehr oder weniger volle Zustimmung (geschieht diesen Christen wirklich recht, sie haben es verdient) da war. So könnte ich mir das Schweigen jedenfalls besser erklären.
Schließlich fragte ich dann doch einen 16 jährigen Jungen den ich sehr gerne habe und wirklich gut und schon lange kenne ob er etwas von den Dingen in Malatya gehört hat. Er antwortete mir nur kurz: "Ja, sie haben (anscheinend, hat man mir gesagt) Bibeln verbreitet." Als ich ihn darauf erstaunt fragte ob er denn glauben würde dass "Bibeln verbreiten" so was schlimmes wäre sagte er dass er es mir erklären wolle und gleich zu mir komme. Dazu kam es aber nicht - seine Eltern wollten es nicht und ich sollte zu ihnen rüberkommen. Das verstand ich wirklich gut aber mein junger Freund sagte dann, dass er nicht mehr darüber sprechen will. Nun ich muss kein Hellseher sein um zu erahnen warum mir mein junger Freund nichts mehr erklären wollte. Da lag es nun an mir das "Eis zu brechen" und etwas zu sagen. In solchen Situationen merke ich wie wenig ich die Sprache immer noch beherrsche obwohl ich sonst im Alltag mit meinem Türkisch eigentlich ganz gut zurechtkomme. Jedenfalls versuchte ich zu sagen, dass jeder echte Gläubige (ob Moslem oder Christ) möchte dass andere die Wahrheit - so wie er sie versteht - finden und den rechten Glauben kennenlernen. Und dass es mich sehr traurig macht und es für mich sehr schlimm ist wenn Menschen in einem Land ihren Glauben nicht leben und/oder weitersagen dürfen. Die Eltern des Jungen schienen mich - trotz meinem mangelhaften Türkisch - da wirklich zu verstehen und schienen auch so zu denken wie ich. Trotzdem sagten auch sie mir nicht, dass sie sich für diese Morde schämen würden oder sich dafür entschuldigen möchten - oder es auch ihnen sehr leid tun würde.
Wie kann man das verstehen? Aber Glaubens-, Religions- und Meinungsfreiheit in der
Türkei ist wirklich ein eigenes Thema und darüber - auch wie ich das praktisch erfahre - schreibe ich wohl einmal extra. Also über dieses heikle Thema später, vielleicht in meinem nächsten Post?
Unser Rückflug war wieder mit demselben Billigflieger zu ähnlich ungünstiger Zeit. Aber durch liebe Freunde in Istanbul war das nicht so schlimm. Wir nahmen einen Nachtbus von Metro (zu empfehlen!) nach Istanbul und verbrachten dort einen Tag mehr oder weniger mit "Sightseeing" - nach einem guten türkischen Frühstück bei Freunden in Ümraniye. Bei Manfred und Debrah waren wir dann auch wieder zum Abendessen und ich konnte mich sogar noch ein wenig bei ihnen ausruhen bevor wir mit dem Havas-Bus nach Mitternacht zum Flughafen fuhren.